Vom Kulturfilm zum Netzauftritt

HAMMABURG Der Hamburger Filmwissenschaftler Thomas Tode betreibt mit einem Vortrag Filmarchäologie über ein archäologisches Thema

Tode bezeichnet sich als „Archivwurm“, der immer auf der Suche nach altem Filmmaterial ist

Es entsteht eine interessante Dopplung, wenn der Filmwissenschaftler Thomas Tode heute im Helms Museum am Harburger Rathausmarkt Filmbeispiele über die Ausgrabungen nach der Hammaburg und Bischofsburg im Hamburger Stadtzentrum zeigt. Zum einen ist hier Archäologie im Film das Thema, aber es geht auch um die Archäologie des Films, denn er zeigt kurze Ausschnitte von Filmen aus der Zeit von 1949 bis heute. Dabei analysiert Tode auch die verschiedenen Aufnahmetechniken, Erzählformen und Ideologien, die diese Filme prägen.

Mit dieser Spiegelung von Medium und Wissenschaft kommt Tode seinen Vorlieben sehr nahe. Als Sohn eines Archäologen war er schon immer an Ausgrabungen interessiert. Im Urlaub hat er in Kalkriese und Pompeji herumgebuddelt und in seinem eigenen Metier bezeichnet er sich als „Archivwurm“, der immer auf der Suche nach altem Filmmaterial ist, das er dann in eigenen Filmen, Büchern oder als Kurator von Ausstellungen präsentiert.

So hat er in einem Archiv eine bisher unbekannte deutsche Nadelton-Synchronfassung von Eisensteins „Panzerkreuzer Potemkin“ ausgegraben, und die Hobbyfilme entdeckt, die Agatha Christie bei den archäologischen Ausgrabungen ihres Ehemannes gezeigt hat. Tode präsentiert seine Funde und Arbeiten regelmäßig im Hamburger Metropolis-Kino, und seine neuste größere Arbeit ist eine kleine Mediengeschichte, die für Arte produziert wurde und zum ersten Mal auf dem Hamburger Filmfest gezeigt werden soll.

In seinem heutigen Vortrag zeigt er Ausschnitte von Filmen, die er gewohnheitsmäßig „seit Jahren gesammelt“ hat, und die sich nun ideal für eine Präsentation im Rahmen der Ausstellung „Mythos Hammaburg“ im archäologischen Museum eignen. Sein erstes Filmbeispiel ist ein Kulturfilm aus dem Jahr 1949, in dem ein sonorer Erzähler eine Art Schullektion bietet. Eine Wochenschau aus den 60er-Jahren ist sowohl beim Kommentar wie auch beim Schnitt hektischer, während es bei einer Reportage des NDR-Magazins „Hamburg Journal“ wieder behäbiger zugeht und dem Ausgrabungsleiter viel Zeit für seine Erklärungen gewährt wird. In dem NDR-Doku-Feature „Die Geschichte Norddeutschlands“ aus dem Jahr 2005 stellen Schauspieler historische Szenen nach. Zu den jüngsten Beispielen zählt eine Computeranimation, die für die aktuelle Hamburger Ausstellung produziert wurde und in der die neusten Forschungsergebnisse visualisiert werden. Schlicht, aber effektiv, ist ein Internet-Auftritt des Hamburger Abendblatts, in dem der verantwortliche Redakteur direkt in die Kamera zum Thema referiert.  HIP

Vortrag „Das Bild der Hammaburg und der Bischofsburg – Ein filmischer Rückblick“: heute, 18 Uhr, Archäologisches Museum Hamburg, Harburger Rathausplatz 5