In sieben Schritten bis zum Endlager

AKW-GEGNER Mehrere Initiativen legen eigenes Entsorgungskonzept vor

GÖTTINGEN taz | Weil sie befürchtete, den Weiterbetrieb der Atommeiler zu legitimieren, verweigerte sich die Anti-AKW-Bewegung lange der Diskussion über mögliche Standorte für nukleare Lagerstätten. Seit dem Ausstiegsbeschluss der Bundesregierung überdenken jedoch viele Initiativen ihre alten Positionen. Anlässlich des gestrigen Treffens bei Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) zum Thema Endlagerung legten manche sogar eigene Konzepte vor.

Die Organisation „Ausgestrahlt“ hat einen „Siebenstufenplan“ für den Umgang mit hochradioaktiven Abfällen entwickelt. Er sieht zunächst den Stopp der Produktion von Atommüll vor. Weitere Voraussetzung für einen Neustart bei der Endlagersuche sei der Verzicht auf den Standort Gorleben, sagt „Ausgestrahlt“-Sprecher Jochen Stay. „Solange der marode Salzstock noch im Spiel ist, wird es keinen fairen und objektiven Vergleich von Standorten geben können“, meint Stay.

Er plädiert dafür, die Endlagerdiskussion „so zu organisieren, dass sie möglichst transparent und partizipativ abläuft“. Inhaltlich gehörten alle bislang diskutierten Lagerkonzepte mit ihren Vor- und Nachteilen „auf den Prüfstand“. Für die dann ausgewählte Methode sollen standortunabhängige Sicherheitskriterien entwickelt werden. Eine Benennung von Standorten könnte erst am Ende des Prozesses erfolgen – sonst würden die Kriterien an die Standorte angepasst und nicht Standorte anhand von neutralen Kriterien bewertet.

Der Göttinger Arbeitskreis gegen Atomenergie verlangt zudem, alle künftigen Gutachten zur Endlagerung „von überwiegend atomkritischen Fachleuten“ erstellen zu lassen. Die AKW-Betreiber sollen die Studien und das Suchverfahren finanzieren. Dafür müssten die von den Konzernen steuerfrei gebildeten Rückstellungen erheblich erhöht und in einen öffentlich verwalteten Fonds überführt werden.

Die Bürgerinitiativen der Endlagerstandorte sind dagegen, den Atommüll für immer tief in der Erde zu verbuddeln. Es sei eine Erkenntnis aus den havarierten Endlagern Asse und Morsleben, so Sprecherin Eleonore Bischoff, „dass die Lagerung kontrollierbar sein muss, um korrigierend eingreifen zu können, wenn sich Prognosen als falsch erweisen“. REIMAR PAUL