Der ruhige Durchstarter

Lange hat es gedauert, dann war es endlich so weit: Der Berliner Pannenflughafen BER hat einen neuen Chef. Er heißt Karsten Mühlenfeld und war bislang allenfalls in der Branche bekannt. Jahrelang war er in leitenden Funktionen beim Triebwerkhersteller Rolls-Royce tätig, die vergangenen acht Jahre im brandenburgischen Dahlewitz, unweit des neuen Hauptstadtflughafens.

Mühlenfeld, 1963 geboren, tritt die Nachfolge von Hartmut Mehdorn an, der im Dezember 2014 seinen Rücktritt angekündigt hatte. Wann der Stabswechsel vollzogen wird, ist noch unklar. Mehdorn will bis spätestens Ende Juni seinen Posten räumen. Im Unterschied zu Mehdorn gilt Mühlenfeld als ruhiger Typ. Zudem werden ihm Verhandlungsgeschick und Durchsetzungsfähigkeit attestiert.

Karsten Mühlenfeld hat Maschinenbau studiert und im Jahr 1993 an der TU Berlin promoviert. „Der Flughafen Berlin Brandenburg ist das wichtigste Zukunftsprojekt der Region Berlin-Brandenburg“, sagt er. Nun gehe es darum, dem Flughafen nach all den zurückliegenden Krisen und Problemen wieder mehr Akzeptanz in der Öffentlichkeit zu verschaffen.

Vordringlichstes Ziel aber dürfte sein: den neuen Flughafen, dessen Inbetriebnahme im Sommer 2012 vor allem wegen gravierender Schwierigkeiten mit einer ambitionierten Brandschutzanlage gescheitert war, zu öffnen. Bislang ist dies im zweiten Halbjahr 2017 geplant.

Dass in dem Flughafenunternehmen, das den Ländern Berlin und Brandenburg sowie dem Bund gehört, nun alle an einem Strang – und in die gleiche Richtung – ziehen, ist mit der neuen Personalentscheidung aber noch nicht gesagt. Laut Medienberichten hat es am Freitag im 15-köpfigen Aufsichtsrat bei der Wahl Mühlenfelds neben zwei Gegenstimmen auch zwei Enthaltungen gegeben.

Skepsis gibt es demnach nicht nur beim Bund, sondern sogar in der Berliner Großen Koalition. So soll sich Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) enthalten haben. Mühlenfeld gab sich dennoch gelassen: „Ich bin mir sicher, dass ich auch mit dem Bund eine tragfähige Zusammenarbeit haben werde“, sagte er der BZ am Sonntag.

RICHARD ROTHER