So wie einst bei Michael Schanze

Doku Statt Filmen „Von Kindern“ (0.45 Uhr, ZDF) zeigt Niko Apel vor allem: sich selbst

Der „Film im Film“ ist ja ein beliebtes Motiv – aber Dokumentarfilmer Niko Apel muss da irgendwas missverstanden haben. Er hat drei Kindern eine Kamera in die Hand gedrückt, gesagt, sie dürften nun ihren ganz eigenen Dokumentarfilm machen. Das, was ein verdienstvolles Engagement hätte sein können, entpuppt sich als große Verarsche.

Denn die Zuschauer des „Kleinen Fernsehspiels“ bekommen nicht etwa drei „Von Kindern“ gedrehte Filme zu sehen. Sie bekommen einen selbstreferenziellen Film zu sehen, in dem Apel Kindern erklärt, wie man Filme dreht. Mit einem gönnerhaften Habitus wie einst Michael Schanze bei „1, 2 oder 3“ gefällt sich Apel als lieber Onkel – nur der Rahmen um die von den Kamerakindern schmarotzten Bilder fehlt.

Viel Polemik für den zweiten großen Film eines jungen Regisseurs – sie hat auch mit den hohen Erwartungen zu tun, die sein Debüt „Sonbol – Rallye durch den Gottesstaat“ über eine iranische Single-Zahnärztin und Rennfahrerin geweckt hat. Es gab dafür den Grimmepreis und reihenweise andere Preise. Und jetzt so ein überambitioniertes, angestrengtes, anstrengendes und – am schlimmsten – tendenziell langweiliges Machwerk.

Die Kinder können nichts dafür. Was Apel von ihren Filmen übrig lässt, vermittelt immerhin eine Ahnung von dem großen tragischen Potenzial, das in ihren Geschichten steckt. Zum Beispiel Karina. Sie geht mit großem aufklärerischen Anspruch in ein Altersheim, will mit Vorurteilen aufräumen: „Also, die Leute denken, ach, das sind nur alte Leute, die machen in die Hosen, liegen den ganzen Tag, nichts passiert da, Stille. – Aber da geht was ab!“ Und was findet Karina dann im Heim? Alte Menschen, die auf den Tod warten und erzählen, was alte Menschen eben so erzählen: „So viele Juden hat es gar nicht gegeben, wie wir umgebracht haben sollen.“ Jens Müller