LESERINNENBRIEFE
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Das ist nett ausgedrückt

■ betr.: „Symptom Boni-Banker“, taz vom 3. 11. 11

Während uns sonst von Politik und Medien eingetrichtert wird, dass Sparen im öffentlichen Bereich in Kombination mit Wachstum (im privatwirtschaftlichen Bereich!) die einzigen Instrumente zur Überwindung der Krise seien, stellt Janzing endlich mal den Zusammenhang zwischen dem wachstumsfixierten Wirtschaftssystem und der Finanzkrise her. Er bezeichnet EU, EZB und IWF als „Troika der Naivität“, da sie die Grenzen des Wachstums außer Acht lässt. Das ist sehr nett ausgedrückt! Ich würde sie eher als „Troika der Tabuisierung zur Rettung des Neoliberalismus“ bezeichnen. Eine Abkehr vom Wachstumsfetischismus und eine Hinwendung zu sozialökologischem Wirtschaften bei gleichzeitiger Sanierung der Haushalte funktioniert nur durch eine massive Zurück-Umverteilung des privaten Vermögens. Und das versucht die Weltfinanzregierung (auch über die Troika) so lange wie möglich hinauszuschieben! Janzing appelliert an die Ökonomen-Elite, sich zum Thema „Grenzen des Wachstums“ zu positionieren oder für immer den Mund zu halten. Ich möchte ergänzen: Wir alle sind aufgerufen, uns zu unserem Konsumverhalten zu positionieren, denn des Boni-Bankers Gier ist auch unsere! Müssen wir drei Flugurlaube pro Jahr und zwei Autos haben, nach der höchsten Rendite geiern und die billigsten Shirts kaufen?

SABINE MIEHE, Marburg

Klasse Artikel

■ betr.: „Wie man den Büchnerpreis gewinnt“, taz vom 29. 10. 11

Zum Artikel: der war klasse. Allerdings ist auch nicht einzusehen, warum es bei den Damen und Herren Schriftstellern anders zugehen soll als auf anderen gesellschaftlichen Feldern. Wir haben ja auch keine 35-jährigen Bundeskanzler oder CEOs. Zwei Sachen wären noch anzumerken: Zu denen, die nur noch ihre Zeit absitzen müssen und dann den Preis bekommen (Lewitscharoff, Rothmann usw.) gehört natürlich auch Katja Lange-Müller. Und bei der mokanten Namensliste von früher wird – wieder einmal – unser Hans Magnus Enzensberger verschont (der natürlich den Preis auch schon als Jugendlicher bekommen hat, im zarten Alter von nicht ganz 34 Jahren). Das bedeutet irgend etwas, ich weiß nur noch nicht, was.JOCHEN SCHIMMANG, Oldenburg

Ein Armutszeugnis

■ betr.: „Eurokrise. Papandreou knickt ein“, taz vom 4. 11. 11

Seit Monaten regiert Papandreou gegen erbitterten Widerstand der Bevölkerung. Nun wollte er das Volk mit ins Boot holen. Aber, oh weh, die Finanzmärkte „reagieren verunsichert“ und so muss er das Referendum wieder abblasen. Wenn es noch irgendeines Beweises bedurft hätte, dass die Finanzmärkte längst die Demokratie abgelöst haben – deutlicher und symbolischer hätte man ihn nicht erbringen können, in Griechenland, der „Wiege Europas“, der „Wiege der Demokratie“! Es wäre nur wünschenswert, dass unsere Regierenden den Mut aufbrächten, dies auch so zu benennen: „Liebe Leute, Demokratie können wir uns nicht mehr leisten – die Finanzmärkte tolerieren das nicht!“ Europa hat endgültig sein Armutszeugnis abgeliefert. MAREIKE ZETTEL, Stuttgart

Respekt und Dank

■ betr.: „Ultras raus!“, taz vom 1. 11. 11

Danke, danke, danke! Der Artikel in taz und in 11 Freunde zum angeblichen neuen Gewaltproblem beim Fußball. Es gibt tatsächlich noch Journalisten, die das Ganze objektiv betrachten. Wenn man aber die Berichterstattung vom ZDF und von anderen Medien zum Thema Gewalt und Pyro zuletzt verfolgt hat, scheint das wohl leider eine Ausnahme gewesen zu sein. Gerade deshalb – Respekt und Dank!

FELIX SCHIEDLOWSKI, Halle