UNTERM STRICH

Ohne Waffe geht es nicht: Ein echtes altes Maschinengewehr in einem Bild des deutschen Künstlers Anselm Kiefer hat vor einer Ausstellung in Tel Aviv zu großer Aufregung geführt. Die französischen Behörden hätten den Transport der alten MG 34 aus dem Zweiten Weltkrieg nach Israel verboten, sagte der zuständige Kurator, Doron Lurie, vor der am Mittwoch geplanten Eröffnung der Ausstellung Kiefers im Tel Aviver Kunstmuseum. Einen Scherz über die pazifistisch anmutende Haltung der französischen Behörden konnte er sich nicht verkneifen: „Sie dachten wohl, in Israel gibt es schon genug Waffen“, sagte er. Das überdimensionale Bild sei daher aus Frankreich, wo Kiefer seit Jahren lebt, ohne Maschinengewehr nach Israel gebracht worden. Ohne Waffe gebe das Werk „Samson in Gaza“, das sich auf den biblischen Helden mit gigantischen Kräften bezieht, aber nichts her, sie sei von zentraler Bedeutung. „Das Gewehr symbolisiert Samson, deswegen ging es nicht ohne“, sagte Lurie. Man habe daher verzweifelt versucht, in Israel einen Ersatz zu finden. Da musste der Kurator eben selber ran: Kurz vor der ersten öffentlichen Besichtigung der Ausstellung „Schvirat Ha-Kelim“ (Zerbrechen der Gefäße) sei es dann gelungen, noch eine passende Waffe aufzutreiben: ausgerechnet in einem Kindergarten im palästinensischen Westjordanland. „Sie wurde als Spielzeug benutzt“, erzählt Lurie. Und dann wird es auch noch abenteuerlich: Lurie habe das Gewehr russischen Typs selbst durch die israelischen Militärsperren im Westjordanland geschmuggelt. „Niemand hat mich kontrolliert, als ich rausfuhr“, kommentierte der Kurator seinen geheimen Einsatz für die Kunst. Kurz vor dem Ziel wäre er fast noch gescheitert: Er habe die rostige, alte Waffe in der Dunkelheit in das Museum bringen wollen. „Plötzlich tauchte vor mir eine Polizistin auf, die um das Museum patrouillierte“, erzählte Lurie bei einem Empfang in dem Museum. Er sei mit der in einer Decke eingewickelten Waffe an ihr vorbeigehuscht, triumphierte er.