Wagner bereut nicht alles

Ex-RAF-Terrorist stößt mit Äußerungen zum 30. Jahrestag der Schleyer-Ermordung auf Unverständnis

BERLIN dpa/ap/afp ■ Mit seiner Verteidigung der Schleyer-Entführung von 1977 hat Ex-RAF-Terrorist Rolf Clemens Wagner für Empörung gesorgt. FDP-Vize Rainer Brüderle sprach von einem „Faustschlag ins Gesicht der Opferfamilien“. Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) nannte es ungeheuerlich, dass Wagner seinen „schrecklichen Irrweg“ immer noch nicht eingesehen haben. Hessens CDU-Fraktionschef Christean Wagner forderte, den noch inhaftierten Ex-RAF-Mitgliedern Gnade nur noch bei echter Reue zu gewähren.

Rolf Clemens Wagner hatte in einem Interview mit der Jungen Welt erklärt: „Manche Ergebnisse unserer Überlegungen bleiben auch aus heutiger Sicht richtig. Wie die Entscheidung, Hanns Martin Schleyer zu entführen. Der wurde mit seiner SS-Geschichte als Wehrwirtschaftsführer in besetzten Gebieten und seiner aktuellen Funktion als Aussperrer und Präsident des Unternehmensverbands ja nicht zufällig ausgesucht.“ Ein Fehler sei nur gewesen, dass aus dem „Politikum“ Schleyer „einfach zu wenig gemacht“ worden sei, so Wagner. Die darauf folgende Entführung der Lufthansa-Maschine „Landshut“ dagegen bezeichnete Wagner als die „schlimmste Entscheidung, an der ich beteiligt war“.

Am 5. September 1977 hatte das RAF-Kommando „Siegfried Hausner“ Schleyer entführt, um elf inhaftierte RAF-Mitglieder freizupressen. Nach der Befreiung der „Landshut“ wurde Schleyer am 18. Oktober getötet. Wagner war wegen der Beteiligung an der Entführung und Ermordung des BDA-Chefs zu lebenslanger Haft verurteilt und 2003 nach 24 Jahren entlassen worden.

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