Sacharow-Preis für Aktivisten des „Arabischen Frühlings“

EUROPA-PARLAMENT Eindeutige Parteinahme für die arabische Revolution bei Europas PolitikerInnen

STRASSBURG taz/afp/dpa | Fünf Aktivisten des „Arabischen Frühlings“ erhalten gemeinsam den diesjährigen Sacharow-Preis des europäischen Parlaments. „Dies ist ein Zeichen unserer Solidarität mit der arabischen Welt“ sagte Parlamentspräsident Jerzy Buzek. Mit diesem Preis „zeigen wir unsere Bewunderung für diejenigen, die die Lage in unserer Nachbarschaft geändert haben“.

Ausgezeichnet wurden die 26 Jahre alte Ägypterin Asmaa Mahfus, die im Januar im Internet zu Massenprotesten auf dem Tahrir-Platz in Kairo aufgerufen hatte, sowie die syrische Frauenrechtsaktivistin und Journalistin Rasan Zaituneh. Sie informiert in dem Blog „Syrian Human Rights Information Link“ (SHRIL) über Fälle von Menschenrechtsverletzungen in Syrien. Bei den anderen Preisträgern handelt es sich um den 77 Jahre alten Dissidenten Ahmed el Subair el Sanusi, der 31 Jahre in libyschen Gefängnissen inhaftiert war, und den Syrer Ali Farsat, einen bekannten politischen Karikaturisten. Er nahm in seinen Karikaturen den syrischen Machthaber Baschar el Assad ins Visier. Im August wurde er von maskierten Bewaffneten mitten in Damaskus brutal niedergeschlagen. Posthum geehrt wird zudem der Tunesier Mohammed Bouazizi, der sich 2010 anzündete und zur Symbolfigur der Revolution in seinem Land wurde.

Begonnen hat der „Arabische Frühling“ mit Massenprotesten in Tunesien. Sie führten Mitte Januar 2011 zur Flucht des tunesischen Machthabers Zine el Abidine Ben Ali nach Saudi-Arabien und zum Sturz seines Regimes. Die Proteste griffen wie ein Dominoeffekt zuerst auf Algerien, dann auch auf Ägypten über. Dort stürzte Präsident Husni Mubarak nach wochenlangen Demonstrationen im Februar. Der Tod des Diktators Muammar al-Gaddafi beendet in diesem Monat einen Machtkampf in Libyen. In anderen arabischen Ländern gehen die Proteste weiter –im Jemen, in Bahrain, Jordanien oder Syrien.

Der mit 50 000 Euro dotierte Preis wird am 14. Dezember in Straßburg überreicht. Er wird seit 1988 verliehen und ging im vergangenen Jahr an den kubanischen Dissidenten Guillermo Fariñas, der allerdings nicht nach Straßburg reisen durfte. Benannt ist der Preis nach dem sowjetischen Dissidenten und Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow (1921-1989).