Die Siedlung des guten Gewissens

Mit dem Modellprojekt „St. Leonhards Garten“ will Braunschweig ein energieeffizientes Quartier bauen, das sich für alle Generationen eignet

Noch steht am östlichen Ring von Braunschweig ein Stadtbahnbetriebshof. Bis 2009 sollen dort rund 150 Wohnungen und eine Grünfläche entstehen. Die Stadt Braunschweig möchte hier das Quartier „St. Leonhards Garten“ bauen, das die Stadtplaner gern als „Bundesmodellprojekt“ bezeichnen. Ziel ist den Initiatoren zufolge, das Zusammenleben mehrerer Generationen in energiesparenden Häusern zu ermöglichen. Die Gebäude werden nach dem KfW-60-Standard gebaut. Das bedeutet, dass das Haus einen jährlichen Energiebedarf für Wasser und Heizung hat, der unter 60 Kilowattstunden (KWH) liegt. Auch Häuser oder Passivhäuser, die nur 40 KWH verbrauchen, könnten gebaut werden, sagt Stadtsprecher Rainer Keunecke. Ob die Kommune diese fördern werde, konnte er am gestrigen Freitag aber nicht sagen.

Das Innovative an dem Projekt ist Keunecke zufolge die Umsetzung eines ganzen energieeffizienten Quartiers: In der Projektbeschreibung bietet der städtische Energieversorger BS|Energy an, nach dem Bau des Biogas-Kraftwerks Ölper nun „grünen Strom“ anbieten zu können.

Geplant ist außerdem ein großer Garten in der Mitte des 35.000 Quadratmeter großen Areals. Hier sollen sich die Bewohner treffen, aber auch andere Braunschweiger können ihn als öffentliche Fläche nutzen, da es in der Umgebung bislang wenige Grünflächen gibt. Die neuen Bewohner sollen die Gestaltung des Areals im übrigen beeinflussen können: Schon im Vorfeld haben sie einen Fragebogen ausgefüllt, in dem sie ihre Wünsche zu Quadratmeterzahl oder Gartenfläche oder nach einem Kindergarten-Wünsche anmelden konnten. Diese Einbeziehung der Bewohner macht der Stadtplanerin Alexandra Schäfer zufolge den Großteil des Modellcharakters dieses Vorhabens aus.

Und auf noch etwas sind die Planer stolz: Die Gebäude sollen auf junge Familien ebenso zugeschnitten sein wie auf Rentner. „Die Gebäude müssen problemlos umzurüsten sein, falls jemand einmal einen Rollstuhl benötigen sollte“, sagt Schäfer. Geplant seien auch Abstellflächen für Kinderwagen sowie Platz für Rampen. Denn die Menschen müssten die Chance haben, auch in einer veränderten Lebenssituation in ihrem Quartier wohnen zu bleiben. Diese Menschen müssen allerdings auch das Geld haben, um eigene Häuser zu bauen. Denn städtischer Wohnungsbau sei in diesem Quartier nicht vorgesehen, bestätigt Keunecke. Und wie viele Mietwohnungen es in dem Quartier einmal geben werde, das sei noch nicht abzusehen. STEFANIE HELBIG