Mauern ist mehr als Steine stapeln

Das Hamburger „Ausbildungszentrum Bau“ ist zum Kompetenzzentrum für zukunftsorientiertes Bauen erklärt worden

Hinten den herbstlichen Baumwipfeln lugen die Steilshooper Wohnblöcke hervor, als schauten sie skeptisch auf das „Ausbildungszentrums Bau in Hamburg“ (AZB). Auf die sozialen Probleme aus den frühen 70ern bietet das AZB zwar keine Antwort. Dafür auf Fragen des nachhaltigen Bauens. Mit Folgen: Das Zentrum ist jüngst zum „Kompetenzzentrum für zukunftsorientiertes Bauen“ ernannt worden. Es ist damit die erste berufsbildende Einrichtung Hamburgs, die diese Auszeichnung erhält.

„Wir vermitteln hier zwischen modernen bautechnologischen Entwicklungen und der praktischen Anwendung auf der Baustelle“, sagt Jens Schwarz, Architekt im Bauzentrum. Im Rahmen des vom Senat beschlossenen Maßnahmenkatalogs zum Klimaschutzkonzept soll das Zentrum Standards in der überbetrieblichen Ausbildung im Bauhauptgewerbe setzen. In drei Jahrgängen erfahren jeweils etwa 140 Auszubildende, wie sich zeitgemäß klima- und ressourcenschonend bauen lässt.

Konkret umgesetzt wird der neu gestaltete Lehrplan in einer 800 Quadratmeter großen Halle. Hier stehen Fassadenteile und Dachfragmente, von der Gründerzeitvilla bis zum Niedrigenergiehaus in Holzrahmenbauweise ist alles vertreten. Auszubildende, aber auch erfahrene Architekten und Ingenieure können sich hier über den Einsatz energiesparender Materialien informieren, wie es das erste Leitprojekt des AZB – „nachhaltiges Bauen und Modernisieren“ – vorsieht. Das zweite Leitprojekt, zum Leitungstiefbau, besteht in einer Trainingsstrecke für Tiefbauer. Eine gepflasterte Straße findet sich hier, mit zugehörigen unterirdischen Bauteilen.

Ziel der Ausbildung ist es, die einzelnen Bauabschnitte besser zu koordinieren. Dies sei unter ökonomischen wie auch unter klimarelevanten Gesichtspunkten nötig. Wie muss etwa der Maurer die Wand hochziehen, damit der Installateur die Leitungen optimal verlegen kann? Sobald klar sei, dass Mauern mehr als das lotrechte Aufeinanderstapeln von Steinen bedeute, werde sich das Image dieser Zunft verbessern, hofft Schwarz.

Der Bedarf an hoch qualifizierten Handwerkern ist weiterhin groß, da sich die Richtlinien im Bau ständig verändern. Besonders wichtig ist derzeit die Modernisierung alter Bausubstanz. Hier erzielt die Branche allein in Hamburg bereits drei Viertel ihres Umsatzes. Am stärksten nachgefragt: Wärmedämmung mit innovativen Materialien. JAN WEHBERG

www.azb-hamburg.de