Heimkehr in die ewigen Jagdgründe

Im „Abschiedswald Goldberg“ nahe Bad Harzburg können Tierhalter ihre verstorbenen Tiere in der Natur beerdigen. Üppiger Grabschmuck ist nicht erlaubt: der Wald soll Wald bleiben, nur kleine Holztäfelchen weisen auf die Gräber der Haustiere hin

Was tun, wenn Bello stirbt? Früher gab es bloß die Wahl zwischen liebloser Entsorgung durch den Tierarzt oder Anmietung einer Parzelle auf einem Tierfriedhof: die wirken in ihrem Versuch, Menschen-Friedhöfe nachzuahmen, oft unfreiwillig grotesk.

Für Menschen gibt es schon seit längerem als Alternative zum klassisch-christlichen Gottesacker diverse Ruhehaine oder Friedenswälder, in denen die letzte Asche zu Füßen eines Baumes begraben wird. Eine Beerdigung im Walde ist neuerdings auch für Haustiere möglich; im Abschiedswald Goldberg etwa, in der Nähe von Bad Harzburg im Harz. Seit seinem Einjährigen Bestehen haben schon etwa 75 Tierhalter die Möglichkeit genutzt, gestorbene Haustiere naturnah zu beerdigen. Bedingung ist natürlich, dass das Tier nicht an einer Seuche verstarb. Nicht nur Hunde und Katzen, auch Hasen, Hamster und Wellensittiche wurden auf dem 5.000 Quadratmeter großen Arreal schon begraben.

„Die Idee ist“, erzählt Michael Rudolph von der Waldinformation Harz, „einen Kreislauf deutlich zu machen“: wo das Tier, nur durch ein schlichtes Holztäfelchen gekennzeichnet, unter die Erde kommt, wird ein Baum gepflanzt. Der Kadaver des Tieres nährt den Waldboden, der neues Leben spendet. Anders als auf den üblichen Tierfriedhöfen ist aufwändiger Grabschmuck nicht zugelassen. Man kann jedoch das Grab mit Fundstücken aus dem umgebenden Wald wie Steinen oder Tannenzapfen dekorieren. Ein Zaun schützt das Gelände vor Wild; eine gesicherte Eingangspforte ermöglicht Besuchern jederzeit den Eintritt. Ansonsten wird die Grabflege der Natur überlassen.

Eine Rückkehr, wenn man so will, des domestizierten Tieres in die Wildnis also. Die Tierhalter, die das Angebot nutzen, kommen vorrangig aus der Region; einige reisen zur Beerdigung auch aus Hannover oder Braunschweig an. Eine Familie aus Lübeck, denen der Hund während eines Urlaubs in einer nahegelegenen Ferienwohnung starb, waren bislang die fernsten Klienten. Zum Service gehört die Bereitstellung des Grabes und einer Erinnerungstafel. Kostenpunkt: von 35 Euro für ein Zwergkaninchen bis zu 250 Euro für einen großen Hund. Die Teilnahme des Tierbesitzers an der Grablegung ist möglich, aber nicht erforderlich. Bei manchen sei die Trauer zu groß, sagt Rudolph.

Das „Abschiedswald“-Konzept, ursprünglich im Nordrhein-Westfälischen entwickelt und mittlerweile ein Copyright-geschützter Begriff, scheint im Norden Schule zu machen: Mittlerweile wurde es auch schon in den Forstämtern Ahlhorn bei Oldenburg und Sellhorn bei Hamburg umgesetzt.

Wie auch immer man dazu stehen mag, liebgewonnene Tiere wie Menschen zu behandeln, ist an den Abschiedswäldern zumindest nichts auszusetzen: viele Tierhalter empfinden diese unpompöse Art der Haustier-Beerdigung als erleichternde Alternative zu Kitsch oder Lieblosigkeit, und das Forstamt sieht darin eine Möglichkeit, auch dem Menschen den Wald nahezubringen: dies führt vielleicht auch über die Liebe zum verstorbenen Fiffi hinaus zu einer größeren Sensibilisierung für Umweltthemen etwa. HANNES LEUSCHNER