S-BAHN-PROFIS
: Multitasking

Fressen die Automaten häufiger einfach das Geld auf?

So was passiert nur, wenn man es eilig hat. Der Fahrkartenautomat am Hauptbahnhof schluckt zehn Euro, ohne eine Vierfahrtenkarte auszuspucken. Zeigt nur kurz ein „Bitte warten“ und dann die Startseite. Auf das Klingeln am Aufsichtshäuschen auf dem Bahnsteig öffnet sich unerwarteterweise sofort die Tür.

In dem Raum führen ein paar Stufen auf ein Podest. Dort sitzt eine Frau in S-Bahn-Uniform hinter zwei Reihen von Bildschirmen und macht alles gleichzeitig. Sie überwacht, ob der Mann im Rollstuhl auf dem Bildschirm links oben gut aus dem Zug herauskommt, gibt einen Hinweis an den Zug in Richtung Potsdam, bei dem es ein Türenproblem gibt, und sagt „Nach Wartenberg – zurückbleiben bitte“ in ein Mikro. Dann ruft sie „kleinen Moment“ und holt nach der Beschreibung des Problems ein rosa Formular aus ihrem Schreibtisch. Adresse, Kontonummer, Telefonnummer will die S-Bahn von mir wissen, um das Geld erstatten zu können. Währenddessen geht es weiter. Züge in Richtung Spandau und Ahrensfelde müssen abgefertigt werden, und dann ist da auf einem Bildschirm diese Gruppe von Leuten, die ihr irgendwie komisch vorkommt, aber doch, ohne Probleme zu machen, vom Bahnsteig verschwindet. Kommt es häufiger vor, dass die Automaten einfach das Geld auffressen? Eigentlich nicht, sagt sie. Ein rosa Zettel liegt bereits ausgefüllt auf ihrem Schreibtisch. „Einen Moment, ich muss noch die Störungsmeldung durchgeben, sonst kriegen Sie gar kein Geld.“ Zwischen zwei Abfertigungen klemmt sie sich einen Telefonhörer ans Ohr, Warteschleife, in dem Moment klingelt das zweite Telefon, etwas Dienstliches, dabei wirft sie immer wieder einen Blick in Richtung der Monitore.

Am nächsten Tag gehe die Beschwerde weg, sagt sie zum Abschied. Und weist darauf hin, dass man die nächste Fahrkarte doch an einem anderen Automaten kaufen möge. SVENJA BERGT