„Hallo Occupy-Bewegung“

DIALOG Sparkasse bittet um Gespräch mit den Krisenprotestlern – man teile doch viele Kritikpunkte

Am Freitag um 17 Uhr wollte Christian Achilles sich persönlich vorstellen. Vorm Bundestag, dort wo die Asamblea der Occupy-Protestler zusammensaß, so wie die Tage zuvor auch. Allein: Achilles kam nicht, zumindest nicht bis Redaktionsschluss.

Einen Tag zuvor hatte sich der Leiter der Kommunikationsabteilung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands per E-Mail bei den Bankenkritikern gemeldet. „Sehr geehrte Damen und Herren, hallo Occupy-Bewegung“, schrieb Achilles. „Sie befassen sich derzeit in vielen Aktionen intensiv mit der Finanzwirtschaft. Dies ist ein Thema, mit dem wir uns naturgemäß auch intensiv auseinandersetzen.“ Deshalb würde er gerne einen Gesprächstermin zum „Meinungs- und Informationsaustausch“ anbieten. Immerhin hätten die Sparkassen ja auch einige „abweichende Positionen hinsichtlich der Beurteilung und Regulierungsansätze der internationalen Finanzmärkte“. Flugs landete das Schreiben auf diversen „Occupy“-Blogs.

Es sei „ganz normales Geschäft“, dass sich die Sparkassen mit „gesellschaftlich relevanten Partnern“ austauschten, erklärte Achilles am Freitag der taz. Auch mit Attac oder Verbraucherverbänden habe man sich schon getroffen. „Ich würde einfach gerne sehen, welche Positionen die Bewegung vertritt.“ Auch wenn man nicht alle Punkte teilen werde, seien ja auch die Sparkassen der Ansicht, dass die Finanzwirtschaft eine „dienende Funktion“ habe müsse, dass „Auswüchse“ reguliert werden müssten.

Eine PR-Aktion? Achilles verneint: Nicht die Sparkasse habe die Anfrage veröffentlicht, sondern die Blogger. Die antworten zwiespältig. „Das klingt ja erst mal beispiellos“, kommentiert eine Nutzerin. Andere betonen, dass auch die Sparkassen keine weiße Weste hätten. Achilles dürfe sich auf „unangenehme Fragen“ gefasst machen.KONRAD LITSCHKO