Die Mission Impossible der Hillary Clinton

AFPAK Die US-Außenministerin sucht in Kabul und Islamabad den Ausweg aus dem Afghanistankrieg

AUS ISLAMABAD AGNES TANDLER

Die Delegation ist so hochkarätig wie ihr Empfang in Islamabad bösartig. „Pakistan ist eine Atommacht und kein schwaches Land wie Irak oder Afghanistan“, beschwor Pakistans Armeechef Ashfaq Kayani Parlamentarier in Islamabad zum Besuch von US-Außenministerin Hillary Clinton am Donnerstag. Die USA würden sich einen Angriff auf Pakistan „zehnmal“ überlegen.

Clinton reist jetzt mit dem neuen CIA-Chef David Petraeus und US-Oberbefehlshaber Martin Dempsey nach Afghanistan und Pakistan, um den Abzug des Westens vom Hindukusch einzufädeln. Petraeus war bis vor Kurzem Chef der Nato-Truppen in Afghanistan. Doch für eine Lösung am Hindukusch muss Pakistan mitspielen, wo der Schlüssel für Verhandlungen mit den Taliban liegt. Aber die US-Troika stößt in Islamabad auf Misstrauen und in Kabul auf Ratlosigkeit.

Im September starb Afghanistans Verhandlungsführer mit den Taliban bei einem Attentat. Danach fror Afghanistans Präsident Hamid Karsai Gespräche mit den Aufständischen ein. Nun wollte Clinton vor Ort ausloten, wie es weitergehen soll. Die USA erhöhten zuletzt den Druck auf Pakistan, gegen das mit den Taliban verbündete Haqqani-Netzwerk vorzugehen. Das hat in Pakistans Grenzregion sein Rückzugsgebiet und ist für viele Anschläge auf westliche Ziele in Afghanistan verantwortlich. Doch Pakistan hat andere Vorstellungen als die USA von der Nachkriegsordnung in Afghanistan, wenn 2014 die letzten Nato-Kampfeinheiten heimkehren. Trotz des Drucks aus Washington und der Drohung, Milliardenhilfen für Pakistan zu streichen, ist Islamabad trotzig.

„Das wirkliche Problem liegt in Afghanistan und nicht in Pakistan“, soll Kayani gesagt haben. Pakistans Armee würde schon „morgen“ eine Offensive gegen die Haqqanis beginnen, wenn ihn jemand überzeugt, dass bei denen die Wurzel des afghanischen Übels liege, erklärte Kayani. Für ihn sind die ostafghanischen Grenzprovinzen eine Pufferregion. Falls Afghanistan nach Abzug westlicher Soldaten wieder im Bürgerkrieg versinkt, wie Pakistan vermutet, sollen die Haqqanis Pakistans Interessen sichern helfen. Kayani zweifelt, dass die afghanische Armee für Sicherheit sorgen kann. Amerika will zudem Indien, Pakistans Erzfeind, eine Rolle im Nachkriegsafghanistan geben. Kürzlich vereinbarte Karsai, dass Indien afghanische Offiziere trainieren soll. Doch indische Soldaten, die Aufgaben der Nato übernehmen, will Pakistan in seinem Hinterhof unbedingt verhindern.