Emotional nach unten gerutscht

HERTHA ENTLÄSST LUHUKAY

Wenn eine Fußballmannschaft über einen langen Zeitraum keine Leistung bringt und ihr Auftreten wirkt, als verweigere sie den Einsatz, brechen sich die Eindrücke von außen in einer besonderen Theorie Bahn. Das Team, heißt es dann, spiele gegen den Trainer. Da können die Spieler widersprechen, so laut sie wollen.

Auch Fabian Lustenberger hat nach der Niederlage gegen Leverkusen vergangenen Mittwoch und einer wiederholt desolaten Leistung betont: „Niemand spielt gegen den Trainer.“ Dass sich der Hertha-Kapitän zur Emphase einer vermeintlichen Selbstverständlichkeit genötigt sah, hat einen recht simplen Ursprung: Wollte man sich vorstellen, wie es aussehen mag, wenn eine Mannschaft gegen ihren Trainer spielt, bekäme man wohl ein ziemlich exaktes Abbild von Herthas Auftritten derzeit. Gegen den Trainer spielen heißt, willentlich zu verlieren, um den ungeliebten Vorgesetzten loszuwerden. Eine undenkbare Unsportlichkeit und obendrein unklug, brächte man sich als Spieler doch selbst in die Bredouille, sprich: auf einen schlechten Tabellenplatz. Ebendort, auf dem vorletzten, ist Hertha nun gelandet.

Wären die schlechten Leistungen dieser Saison ein stummer Protest gegen Jos Luhukay gewesen, könnte sich das Team nun immerhin zu einem Erfolg beglückwünschen: Hertha hat sich am Donnerstag vom gestrengen Trainer getrennt, den zuletzt nicht eben eine Liebesbeziehung mit seinen Mannen verband.

Vielleicht hat das Team tatsächlich gegen ihn gespielt, allerdings nicht bewusst, sondern infolge einer körperlichen Reaktion emotionalen Ursprungs. Probleme im Job zählen in der Psychosomatik zu den häufigsten Ursachen von Beschwerden. Ist die Ursache aber erst mal behoben, geht es den Patienten meist schnell besser. TORSTEN LANDSBERG