kurzkritik: „Die Herrmannsschlacht“
: Slapstick mit Akkuschrauber

Um das römische Joch abzuschütteln ist dem Cherusker Hermann jedes Mittel recht. Kleists Stück „Die Hermannsschlacht“ wurde oft völkisch vereinnahmt. Es zeigt aber auch den Wahnsinn, Menschlichkeit einer Idee unterzuordnen.

In Dušan David Parizeks Inszenierung am Schauspielhaus wird das für 30 Schauspieler geschriebene Stück zum Kammerspiel zwischen den fünf Hauptprotagonisten. Das kann man so machen, auch wenn dem Original dafür dramaturgisch einige Gewalt angetan wurde.

Wenn man es allerdings dem Amüsement des Publikums zu schulden glaubt, in einem slapstickhaften Einschub in bayrischen Dialekt zu verfallen, leidet das Niveau erheblich. In solcherlei Kisten wird wiederholt gegriffen: Auch den Akkuschrauber etwa, wie er humorheischend zur Fixierung eines römischen Kriegspanier gebraucht wird, hätte man sich sparen können.

Im angenehmen Kontrast zur überzogenen Regie steht das Bühnenbild, ebenfalls von Parizek: ein gekipptes Schachbrett, das zum Ende des Stücks den besiegten Varus technisch gekonnt zu verschlingen droht. In seiner Schlichtheit schafft es Raum für eine durchdachte Lichtdramaturgie, die eindrückliche Schatten-Psychogramme an die Wände wirft. Man kann sich dabei ertappen, denen lieber zu folgen als dem vordergründigen Agieren der Protagonisten.

HANNES LEUSCHNER

nächste Vorstellung: 12.10. und 14.10., jeweils 20.00 Uhr