Mit Schwung in den Alltag

Die WM ist Geschichte. Nur eine Woche nach den Finale stehen Frankfurts Weltmeisterinnen in der Bundesliga wieder auf dem Platz. Ungewöhnlich viele Zuschauer sehen den 6:1-Sieg gegen den HSV

AUS FRANKFURT BASTIAN HENRICHS

Deutsche Fußball-Nationalspielerinnen haben einen Auftrag. Es geht um mehr Anerkennung für ihren Sport. Einen großen Schritt in diese Richtung haben die Kickerinnen mit dem Gewinn des WM-Titels in China schon getan. Doch die Mission ist lange noch nicht erfüllt. Auch die Bundesliga soll an Attraktivität gewinnen. Wie es gehen kann, zeigte am Sonntag, eine Woche nach dem WM-Endspiel in Schanghai, das Liga-Spiel des 1. FFC Frankfurt, bei dem sieben Nationalspielerinnen unter Vertrag stehen, gegen den Hamburger SV.

Unter der Woche hatten die Weltmeisterinnen des FFC Frankfurt zwar trainingsfrei, viel Zeit Vergangenes zu verarbeiten und zu regenerieren blieb aber nicht. Interviews, Autogrammstunden, Ehrungen und Fernsehauftritte bestimmten die Woche nach dem Titelgewinn. Jetzt ist wieder Alltag. Und der heißt: Bundesliga. „Der Spielplan ist eine Vorgabe, an den wir uns halten müssen. Wir müssen mit der Situation umgehen“, war FFC-Manager Siegfried Dietrich vor dem Anpfiff etwas besorgt um die Verfassung der Nationalspielerinnen. „Aber die Mädels sind motiviert, heute ein gutes Spiel zu zeigen.“ Denn das, so sagt er weiter, sei genauso wichtig für den Frauen-Fußball wie die WM.

Die Motivation zogen die Spielerinnen vor allem aus dem großen Zuschauerandrang – es waren 2.740 Fußballfans gekommen – und den TV-Kameras. Fußballreporter Rolf Töpperwien mimte den Stadionsprecher. Für die Fernsehaufzeichnungen wurden sogar die Ersatzbänke auf die andere Seite des Spielfeldes verfrachtet, damit die gut gefüllte Haupttribüne und die mit 320 Metern ungewöhnlich lange Werbebande im Bild waren. Alles war in Frankfurt darauf angelegt, den Frauenfußball ins beste Licht zu rücken.

Die Zuschauer wurden belohnt. Zwar wirkten die Weltmeisterinnen des FFC um Birgit Prinz etwas müde, aber die sieben Tore beim klaren 6:1-Erfolg der Frankfurterinnen rechtfertigten den medialen Aufwand. Zwei Leistungsträgerinnen wurden zwar geschont – Renate Lingor saß in Zivil auf der Tribüne und Kerstin Garefrekes neunzig Minuten auf der Bank – dafür durften Sandra Smisek und Birgit Prinz wie gewohnt stürmen, Petra Wimbersky, die bei der WM nicht so zum Zug gekommen war, durfte genauso ran wie Saskia Bartusiak und Torfrau Silke Rottenberg.

Petra Wimbersky, die die angeordnete Trainingspause von FFC-Trainer Hans-Jürgen Tritschoks missachtete und Dienstag schon wieder gegen den Ball treten wollte, war bester Dinge: „Es ist schön, wieder spielen zu dürfen“, sagte die 25-jährige Stürmerin. „Im Endeffekt wollen wir Spaß auf dem Platz haben, egal ob bei der WM oder in der Bundesliga. Und wenn das Fernsehen meint, die Auswechselbank müsse auf der anderen Seite stehen, dann stellen wir sie eben rüber.“ Birgit Prinz, die nach zwanzig Minuten einen Freistoß unter die Latte knallte und so den 1:1-Ausgleich erzielte, ließ ihr Können nur phasenweise aufblitzen und wurde in der 70. Minute ausgewechselt. Sie sagte: „Die Motivation war kein Problem, aber es wäre schön gewesen, man hätte uns ein bis zwei Wochen Auszeit gegönnt.“ Saskia Bartusiak hofft, dass die Euphorie für den deutschen Frauenfußball erhalten bleibt.

In Frankfurt konnten die Zuschauer einen Eindruck davon bekommen, wie die Zukunft des Frauenfußballs in Deutschland aussehen könnte. FFC-Manager Dietrich ist optimistisch: „Ich glaube fest daran, dass Deutschland den Zuschlag für die WM 2011 bekommt. Dann haben wir dreieinhalb Jahre Vorlaufzeit, und dann werden wir Fußball zum beliebtesten Frauensport in Deutschland machen.“