Personalchefs schnüffeln auf Facebook und Twitter

WEB 2.0 Arbeitgeber interessieren sich verstärkt für die Profile von Bewerbern in sozialen Netzwerken

BERLIN taz | Das anzügliche Partybild, die politisch unkorrekte Aussage – wovor Personalberater seit Langem warnen, hatte auf das reale Leben bislang nur anekdotenhafte Auswirkungen: Kündigungen aufgrund von Facebook- oder Twitter-Einträgen.

Nun aber bestätigt eine Studie der amerikanischen Online-Reputations-Firma Reppler, dass bei der Personalauswahl das Web 2.0 durchaus eine Rolle spielt. Insgesamt 300 Manager mit Personalverantwortung wurden befragt, ob sie die großen sozialen Netze absuchen, bevor sie einen Kandidaten in die nähere Auswahl übernehmen.

Das Ergebnis: Wurde früher nur gegoogelt, schauen sich mittlerweile neun von zehn US-Arbeitgebern die Profile von Bewerbern an. Das hat zwar nicht in jedem Fall auch Auswirkungen auf die Entscheidung für oder gegen einen Kandidaten. Doch immerhin sieben von zehn der befragten Firmen gaben an, bei unschönen Details in den sozialen Netzwerken doch lieber andere Kandidaten zu bevorzugen.

Die Begründungen für die Ablehnung sind dabei breit gefächert. Bei Lügen zu den persönlichen Qualifikationen kennen Personaler keinen Spaß (13 Prozent der Absagen), bei unpassenden Bildern und unschönen Kommentaren ebenso wenig (jeweils 11 Prozent). Negative Kommentare über frühere Arbeitgeber und schlechte Kommunikationsfähigkeit sind ebenfalls ein Problem (ebenfalls jeweils 11 Prozent). Diskriminierende Äußerungen oder Inhalte, die für Drogenmissbrauch sprechen, werden ebenso schlecht akzeptiert (je 10 Prozent). Deshalb sollte man sich besser gleich überlegen, was man bei Facebook und Co einstellt, und lieber ein bisschen weniger als zu viel posten.

Ein gut gestaltetes Profil kann wiederum hilfreich sein bei der Jobsuche: Beim Screening der Social Networks schauen die Personaler laut der Reppler-Studie beispielsweise darauf, dass ein Kandidat einen positiven Eindruck sowie eine Kompatibilität zur gewünschten Stelle aufweist (39 Prozent).

Nicht zu viel online stellen

Ob man sich als Nutzer einer Profi-Firma anvertrauen muss, die ein virtuelles Reputationsmanagement anbietet, ist indes eine andere Frage. Oft reicht es einfach aufzupassen, was man online stellt, und sich die Privatsphäreneinstellungen der Anbieter anzusehen. So können Nutzer bei Facebook mittlerweile recht einfach Freunde in Gruppen unterteilen und so bestimmen, welcher Personenkreis Zugang zu welchen Informationen bekommt. BEN SCHWAN