kurzkritik: Cargo Sofia-Hamburg
: Hamburg ist nicht Osteuropa

„Wir überqueren jetzt die Grenze zu Serbien“, sagt der LKW-Fahrer. Vor uns ein Zollgebäude. Wir sitzen auf der Ladefläche eines 40-Tonners, auf einer Theater-Tribüne. Eine Seite ist verglast und gibt den Blick auf unsere Bühne frei: den Hamburger Hafen, der erst Bulgarien, dann Serbien, Kroatien und Österreich darstellt. Dann und wann kommt eine Leinwand herunter und die bulgarische Hauptstadt Sofia zieht vorbei. Wir fahren im Kampnagel-Projekt „Cargo Sofia-Hamburg“ die Stationen eines Truckers ab, halten an LKW-Rasthöfen, an Grenzübergängen und in Waschanlagen.

Mit den beiden Fahrern, beides echte bulgarische Trucker, sind wir durch eine Kamera verbunden, wir sehen sie beim Fahren, hören ihre Unterhaltungen. „Ich war noch nie in der Sahara“, sagt der eine. „Ich auch nicht, ist bestimmt heiß da“. Sind ihre Unterhaltungen absichtlich schlicht gehalten? Oder gibt es einfach nicht mehr zu sagen? Die schwachen Dialoge verführen immer wieder dazu, auf die deutschen Schilder und deutschen Firmennamen zu schauen, und die Illusion komplett zu verlieren. Hätte das Stück den angekündigten „kritischen Blick“ auf Europa ausgearbeitet, wäre die Inszenierung stärker geworden. STEFANIE HELBIG

Nächste Termine: 4. 10 und 6. 10, jeweils um 19:30 Uhr vor dem Museum für Kunst und Gewerbe