ein hörspiel mit eigenem weg
: Ein kleiner schwarzer Fisch

Andrea Frevel ist bis auf die Kante ihres Stuhls vorgerückt. Immer näher kommt sie dem vor ihr stehenden Mikrofon. Ihre langsam gesprochenen Sätze sind in regelmäßigen Abständen als Impulse auf dem Bildschirm zu sehen. „Alles im grünen Bereich, den Satz nehmen wir“, tönt es aus dem Hintergrund.

Frevel kann sich für einen Moment entspannt zurücklehnen. Sie erzählt das persische Märchen „Der kleine schwarze Fisch“ für eine Hörspielproduktion. Entlohnt wird die Schauspielerin dafür vorerst nicht. Denn die Hälfte des Erlöses kommt den Kindern aus dem SOS-Kinderdorf in Moabit zugute.

Dort leben vier Kinderdorffamilien. Jeweils sechs Kinder werden in einer Wohnung mit einer Betreuerin vorübergehend oder auf Dauer untergebracht und betreut.

Die Idee für die Aufnahme hatte der Komponist und Autor Joe Kernbach. Er sieht es aber nicht nur als Geldquelle für das Sozialprojekt. „Mir war vor allem wichtig, die Hauptrollen in dem Hörspiel mit den Kindern zu besetzen“, erklärt der Zweiundfünfzigjährige. „Denn die Geschichte des kleinen schwarzen Fisches hat viele Parallelen zu den Kindern hier. Beide verlassen ihr Zuhause um ihren eigenen Weg zu gehen.“

Für die Aufnahmen hat Kernbach die Schwestern Kathrin und Lisa gewonnen. Die 14- und 15-jährigen Mädchen haben es nicht weit. Ein normalerweise für Therapiezwecke genutztes Zimmer wurde mit Laptop und Kabeln in ein provisorisches Tonstudio verwandelt. Ein in der Ecke liegender Teppich wurde mit Stuhl, Mikrofon und Notenständer zum Aufnahmeraum umfunktioniert. Ein kleiner heller Buchentisch dient Joe Kernbach als Ablage für das Mischpult.

Monatelang hat sich der Komponist mit den Mädchen getroffen, um die Texte Stück für Stück aufzunehmen. Kernbach spielt die Stimmen der beiden Geschwister immer wieder von neuem ein, später wird er Frevels Sprechertext dazwischenfügen.

Die Schauspielerin geht derweil für sich den darauf folgenden Abschnitt durch. „Ich glaub, der Text ist zu lang“, sagt Kernbach über seinen Computer gelehnt und versucht die eine Tonspur unter die der beiden Geschwister zu schieben.

Die brauchten Geduld für die Arbeit. „Am Anfang wollten wir immer wieder aufhören“, sagt Kathrin. „Jetzt sind wir aber doch froh, dass wir so lange durchgehalten haben.“ Denn die Produktion ist so gut wie abgeschlossen. Anfang Oktober soll das Hörspiel im Handel sein. KLAUDIJA SABO