Nimm zwei Laptops, spende einen für Afrika

Das „One Laptop per Child“-Projekt läuft nur schleppend an. Nun setzt man mit einer neuen Idee auf private Spender

BERLIN taz ■ Nicholas Negroponte verfolgt ein ehrgeiziges Ziel: Er will die Kinder in Entwicklungs- und Schwellenländern mit moderner Rechentechnik ausstatten und ihnen Zugang zum Internet verschaffen. Um dies zu erreichen, hat der Gründer des weltbekannten Media Lab am Massachussets Institute of Technology vor drei Jahren das „One Laptop per Child“-Projekt (OLPC) ins Leben gerufen – mit Unterstützung der Vereinten Nationen. Das Ziel: ein möglichst kostengünstiger, aber dennoch gut funktionierender tragbarer Computer.

Doch ein Rückschlag folgte auf den anderen: Erst musste Negroponte einräumen, dass der Computer, der ursprünglich nur 100 Dollar kosten sollte, zum Start für das Doppelte angeboten werden muss. Am Wochenende wurde nun bekannt, dass die Bestellzahlen deutlich hinter den Erwartungen liegen. Die ursprüngliche Idee, den Rechner an Regierungen des Südens zu verkaufen, die ihn dann an Kinder und Jugendliche in den jeweiligen Ländern ausgeben, geht offenbar nicht auf.

Nun weicht Negroponte auf eine neue Strategie aus: Er will als Ausgleich vor den erhofften Massenbestellungen durch Regierungen eine groß angelegte Spendenaktion starten. Der Projektnahme lautet „Give 1 Get 1“; die Aktion läuft zunächst nur in den USA und Kanada. Vom 12. bis 26. November soll man dort OLPC-Maschinen kaufen können. Der Trick: Zum Preis von 400 Dollar erhält der Spender einen eigenen Rechner, ein zweiter geht automatisch an ein Kind in den Entwicklungsländern. Zumindest der Spendenrechner kann dann von der Steuer abgesetzt werden.

Im Oktober soll die Massenproduktion des „XO-1“ starten. Sollte Negroponte auf zu vielen Maschinen sitzen bleiben, macht das Non-Profit-Projekt, das trotz allem bei einer schwarzen Null herauskommen möchte, Verluste. Unklar ist allerdings, ob es tatsächlich genügend Amerikaner und Kanadier gibt, die sich für den Billiglaptop interessieren. Als Rechner für den Eigengebrauch in den Industrieländern ist die Maschine vergleichsweise schwach – trotz hochauflösendem Bildschirm, eingebauter Kamera und WLAN.

Allerdings könnte der „XO-1“ für Hacker interessant sein – er ist dank Linux eine offene Plattform und attraktiv genug, Bastler anzulocken. Die IT- und Internet-Szene hatte das Projekt wohlwollend begleitet, Verschiebungen und die jüngste Preiserhöhung aber auch negativ kommentiert. Negroponte hofft, dass die einlaufenden Bestellungen für den Spendenrechner im Millionenbereich landen werden. Bei einem Aufkommen von 40 Millionen Dollar könne man 100.000 Laptops in die Dritte Welt schicken. Aber auch 5.000 Rechner reichten aus, um das Projekt anzuschieben.

BEN SCHWAN