Eingeschlossener Weltstar

HOMMAGE Mit vier frühen Filmen und seiner ersten Regiearbeit würdigt das Hamburger Metropolis-Kino jetzt vier Wochen lang Maximilian Schell

Vor einem Jahr, am 1. Februar 2014, ist Maximilian Schell gestorben. Zum Ende seines Lebens war er mehr Prominenter als Künstler, sein letzter Erfolg war eine Art Moderatorenrolle: In den „Terra X“-Geschichtsshows im ZDF raunte er theatralisch von Aufstieg und Fall der Imperien. Aber der 1930 in Wien geborene Schell war ein Weltstar, wenn auch kein deutscher.

Seinen internationalen Durchbruch hatte er 1962 mit „Das Urteil von Nürnberg“. Dabei spielte er neben Marlene Dietrich und gewann – wenn man so will – gegen den ebenfalls mitspielenden Spencer Tracy den Oscar als bester Hauptdarsteller. 1964 sah er in „Topkapi“ besser aus als Melina Mercouri, das war dann aber auch schon seine letzte wirklich große Rolle.

Dafür startete er als Regisseur durch: „Der Richter und sein Henker“ (1975) war eine kluge, stimmungsvoll inszenierte Dürrenmatt-Adaption, und mit „Marlene“ drehte Schell 1984 eine Dokumentation, in der seine alte Freundin Marlene Dietrich nicht zu sehen, aber immerhin zu hören war, und die durch ihre subjektive Perspektive ihrer Zeit weit voraus war. Weniger Erfolg hatte er dann mit dem Porträt „Meine Schwester Maria“ (2003), in dem die schon altersverwirrte Maria Schell so wirkte, als könne sie sich gegen ihren filmenden Bruder nicht recht wehren. Das Hamburger Metropolis-Kino zeigt ab diese Woche drei frühe, eher unbekannte Filme des Schauspielers Maximilian Schell, dazu seine erste Regiearbeit. In „Ein Mädchen aus Flandern“ (4. + 5. 2.) von 1956 spielte er sein erste Hauptrolle als ein deutscher Soldat, der während des Ersten Weltkriegs eine belgische Waise kennenlernt. Helmut Käutner adaptierte eine Novelle von Carl Zuckmayer, welcher die „atmosphärischen Zwischentöne“ lobte.

„Die Eingeschlossenen von Altona“ (9. + 10. 2.) von 1962 ist eine frühe Version der manchmal „Europudding“ genannten europäischen Koproduktionen: Regisseur Vittorio de Sica bearbeitete ein Bühnenstück von Jean Paul Sartre, das zwar in Hamburg spielte, aber eigentlich das Thema Algerien illustrieren sollte. Schell spielte den Sohn eines Hamburger Großindustriellen – neben Sophia Loren. In „Das Schloß“ (14. + 15. 2.) von 1967 verkörperte Schell den Landvermesser K. Der Hamburger Theaterregisseur Rudolf Noelte inszenierte nach Meinung der Kritik allzu theaternah – an Kafka freilich sind noch fast alle Filmregisseure gescheitert.

„Erste Liebe“ (19. + 20. 2.) war Schells erste Regiearbeit. 1970 adaptierte er die gleichnamige Novelle von Iwan Turgenjew über die schüchterne, naive Liebe eines 16-Jährigen. Die deutsch-schweizerische Koproduktion war ein Erfolg, gewann den Deutschen Filmpreis und wurde von der Schweiz für den Oscar in der Kategorie Fremdsprachiger Film nominiert.  HIP