Seltenes Ereignis

Schwache Regie, wunderbare musikalische Wiedergabe: Der „Manfred“ von Robert Schumann beim Musikfest

Die Aufführung von Robert Schumanns 1848 entstandenem „Manfred“ – einem „dramatischem Gedicht in drei Abteilungen von Lord Byron für Soli, Sprecher, Chor und Orchester“ – im Rahmen des Musikfestes darf gut und gerne als ein Ereignis bezeichnet werden. Denn mit Ausnahme der Ouvertüre – die Clara Schumann als eines seiner „poetischsten und fast ergreifendsten Stücke“ bezeichnet hatte – wird das Werk nicht mehr gespielt. Ein Grund mag die verquaste Romantik des Lord Byron sein: Der „faustische“ Außenseiter Manfred wird von nicht mehr nachvollziehbaren Schuldqualen und permanenter Sinnfrage heimgesucht und geht an allem in seinem Alpenschloss zugrunde.

Ein anderer Grund ist die Form, zu der der Komponist sich entschlossen hat: das Melodram, also gesprochene Sprache über der Musik, eine Gattung aus dem 18. Jahrhundert, die 1848 längst überholt war. Dies jedoch bedeutet „außergewöhnliche Ansprüche an die deklamatorische und szenische Kunst“, wie schon der Uraufführungskritiker Eduard Hanslick bemerkte.

Und hier hatte man es sich schlichtweg zu leicht gemacht. Ein nuschelig sprechender Klaus Maria Brandauer mit einer völlig unzureichenden Mikrophonausrüstung – über weite Strecken hat man gar nichts verstanden – umgab sich mit SprecherInnen auf zum Teil nicht zumutbarem Anfängerniveau. Zwar stand im Impressum der Begriff „Regie“ (Brandauer), was das aber bei der simplen Reihenaufstellung der sieben Darsteller bedeutete, war nicht zu erkennen.

Die musikalische Wiedergabe hingegen war überragend. Der Leitung von Thomas Hengelbrock haben wir hinsichtlich außergewöhnlicher Programme ohnehin viel zu verdanken. Wunderbar erfasste er die tiefenpsychologischen Geisterwelten Schumanns, entsprechend realisiert vom „Chamber Orchestra of Europe“. Die drängende Unruhe des Manfred, die Farben der Geisterwelten: Hier waren sie ebenso zu hören wie „die Stimme, die Musik in mir war“, wie Manfred sagt. Großen Anteil daran hatte auch der fabelhafte Balthasar-Neumann-Chor, dessen Partien durchaus zu dem Großartigen gehören, was wir musikalisch an diesem Abend kennen gelernt haben. Ute Schalz-Laurenze