Otto gönnt sich den HSV Campus

PREMIERE Erstmals treffen sich die HSV-Mitglieder, ohne über die Profiabteilung entscheiden zu können

Seit gestern ist der Umbau des HSV abgeschlossen. Mit Jens Meier, im Hauptberuf Geschäftsführer der Hamburg Port Authority, hat nun auch der HSV e.V. einen neuen Vorsitzenden. Er löst Carl Jarchow ab, der seinem Nachfolger einen Verein ohne Abteilung Profifußball übergibt. Die wurde bekanntlich auf der vorigen Mitgliederversammlung im Mai 2014 zur HSV Fußball AG ausgegliedert. Da der HSV e.V. an der AG Mehrheitseigner bleibt, steht Meier auch ein Platz im Aufsichtsrat der AG zu.

Dass der Verein HSV ohne Profifußballer erheblich an Bedeutung verloren hat, ließ sich schon an der Zahl der anwesenden Mitglieder ablesen. Waren zur letzten MV im Stadion noch 10.000 gekommen, verloren sich nun knapp 800 im Saal 2 des CCH.

Schon ein paar Tage vorher war bekannt geworden, dass der AG-Vorsitzende Dietmar Beiersdorfer ihnen gute Nachrichten verkünden konnte: Nach wochenlangem Hin und Her hatte der Unternehmer Klaus-Michael Kühne doch noch zugesagt, den Großteil seines 25 Millionen-Euro-Kredits in AG-Anteile umzuwandeln. Die Aussicht auf Kühnes Millionen waren eine der Haupttriebfedern für den Ausgliederungsbeschluss gewesen – dann hatte Kühne kurz vor Weihnachten einen Rückzieher gemacht, der nun eher als geschickter Verhandlungszug erscheint. Nach der erneuten Kehrtwende bekommt Kühne 7,5 Prozent der AG-Anteile für 18,75 Millionen Euro. Beiersdorfer sagte dazu in der Versammlung: „Nach intensiver Prüfung des Marktes sind wir zu der Überzeugung gekommen, dass wir einen angemessenen Preis erzielt haben.“ Die restliche Darlehenssumme in Höhe von 6,25 Millionen Euro muss die HSV AG Kühne mit 4,5 Prozent verzinsen und bis 2019 zurückzahlen.

Seinen Einstieg in die AG garnierte Kühne noch mit dem Kauf der Namensrechte am Stadion bis 2019 für vier Millionen Euro im Jahr und kündigte an, der Arena den alten Namen Volksparkstadion zurückzugeben. Damit erfüllt ausgerechnet Kühne, der Inbegriff der Kommerzialisierungsängste vieler Fans, eine ihrer Hauptforderungen – eine „Herzensangelegenheit“, sagte Kühne.

Mit dem Investment von Kühne ist die Erteilung der Lizenz für die kommende Spielzeit wohl nicht mehr in Gefahr, die Finanzsituation der HSV AG bleibt aber angespannt. „Wir schwimmen nicht im Geld für Neuzugänge“, sagte Beiersdorfer. „Wir haben die Lage nur stabilisiert.“ Im vergangenen Jahr machte der Verein sieben Millionen Euro Verlust. Und einen weiteren Investor konnte Beiersdorfer den Mitgliedern noch nicht vorstellen.

Gute Nachrichten gab es auf der Mitgliederversammlung auch vom Nachwuchsleistungszentrum „HSV Campus“: Für das Projekt hatte der HSV von seinen Mitgliedern in einer Anleihe 17,5 Millionen Euro eingesammelt, die aber inzwischen zum Stopfen von Liquiditätslücken verwendet wurden. Nun soll aber gebaut werden. Für die Planung zeichnet der Ex-Aufsichtsrat und Chef des Baukonzerns ECE, Alexander Otto, verantwortlich. In der Mitgliederversammlung wurde bekannt, dass Otto zehn Millionen Euro zuschießt. Der Campus soll einer gemeinnützigen Gesellschaft gehören, an die die HSV AG Miete zahlt. Die Einnahmen sollen wiederum dem Breitensport zugute kommen.  RLO