Abstimmung in Langenhorn

WULFFSCHE SIEDLUNG Bürgerentscheid zum umstrittenen Neubauprojekt beginnt diese Woche. Anwohner fürchten Mieterhöhungen und Vertreibung

„Wir haben immer gesagt, es fehlen bis zu 8.000 Wohnungen“

Siegmund Chychla, Mieterverein zu Hamburg

Noch diese Woche gehen die Abstimmungs-Unterlagen raus. Dann sind die über 200.000 Bürger im Bezirk Nord aufgerufen zu entscheiden, wie es mit der Wulffschen Siedlung in Langenhorn weitergeht. Sollen die alten Häuser aus den 40er und 50er Jahren durch größere Neubauten ersetzt werden, wie es die Investoren und der Bezirk Nord fordern? Oder soll der Bebauungsplan „Langenhorn 73“ gestoppt werden, wie es eine Bürgerinitiative will?

Seit über einem Jahr kämpft der Alteigentümer der Häuser, die Hamburger Hawobau, zusammen mit dem Stuttgarter Investor GWG, einer Tochter der R+V-Versicherung, für die Neubaupläne. Die zweigeschossige Bausubstanz aus der Kriegs- und Nachkriegszeit soll einer „familien- und seniorengerechten Bebauung“ mit drei und vier Geschossen weichen.

Eine Verdichtung wäre damit unvermeidlich, der Gartenstadtcharakter der Siedlung würde verschwinden, befürchtet die Bürgerinitiative „Stoppt Langenhorn 73“. In der Wulffschen Siedlung wohnten die Leute „seit 50, 60 Jahren“, sagt Initiativen-Sprecher Michael Kuckhoff, der gegenüber wohnt. Er glaubt, dass die Mieten teurer würden, die Altbewohner die Siedlung verlassen müssten. „Das ist bezahlbarer Wohnraum!“

Um der Bürgerinitiative den Wind aus den Segeln zu nehmen, haben die Investoren am Mittwoch bekannt gegeben, sie hätten allen Mietern Kündigungsschutz angeboten. „Es ist richtig, die Leute haben Briefe bekommen“, sagt Initiativensprecher Kuckhoff. Inhaltlich seien das aber keine Zusagen gewesen, sondern lediglich Versprechungen wie „wir arbeiten vertrauensvoll mit euch zusammen“.

Der Mieterverein zu Hamburg hat sich unterdessen auf die Seite der Investoren gestellt. „Wir haben immer gesagt, es fehlen pro Jahr 6.000 bis 8.000 Wohnungen“, sagt Siegmund Chychla, Sprecher des Vereins. „Das führt dann eben auch dazu, dass einige Baulücken zugebaut werden.“ Wenn, wie versprochen, niemand aus der Wulffschen Siedlung ausziehen müsse und die Mieterhöhungen dort bezahlbar blieben, seien die Neubaupläne aus Sicht des Vereins zu begrüßen. DANIEL
WIESE