DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Schwestern im Geiste

WAS SAGT UNS DAS? Die „Bild“-Zeitung verspricht auf ihrem Titel, Pegida entlarvt zu haben – sie selbst habe die Themen der Bewegung nämlich schon viel früher bedient

Jede Wahrheit braucht einen Mutigen, der sie ausspricht“ hieß einst der Werbespruch der Bild. Und nun hat sie ihren Mut gefunden. „Bild entlarvt Frau Pegida“, heißt es im Aufmacher und die „Wahrheit“ über die Pegida-Thesen wird versprochen. Geht es um deren rassistischen und islamophoben Kern? Nicht ganz. Es geht darum, dass Pegida-Sprecherin Kathrin Oertel behauptet, man habe jahrelang „weder das Wort Asyl in den Mund nehmen noch über Migranten sprechen“ können. Das, schreibt Bild, sei falsch: Bild habe schon lange vor Pegida die „brisanten Themen“ angesprochen.

Die Bild als Hipster der Alltagsrassisten? Der schon hetzte, als es noch nicht cool war? Das könnte tatsächlich stimmen. Die Belege liefert Bild gleich selbst. Etwa mit dem Titel „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“ – ganz so, als würden Rassismen nicht ständig ausgesprochen werden. Oder: „Die bittere Wahrheit über Ausländer und Hartz IV“. „Die Zahl der Asylbewerber stieg 2014 wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr“ heißt es dann im Text und dass deshalb „Gesetze verschärft“ wurden. Klar, denn Asyl ist ja nicht eine Frage der Verfolgung und des Schutzes, sondern eine der Zahlen. Wenn zu viele kommen, müssen es halt weniger werden. Sollen sie halt draufgehen.

Und die Zeitung brüstet sich damit, Auszüge aus Thilo Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“ abgedruckt zu haben. Kein Wort dazu, dass Deutschland sich dafür eine Rüge der UN wegen „rassistischer Diskriminierung“ einhandelte. Toll gemacht, Bild. Und schön, dass dir deine eigene Ähnlichkeit mit Pegida endlich auffällt. LRS