UNTERM STRICH

Am Dienstagabend nahm Roman Polanski im Zürcher Kino Corso den Tribute-Award entgegen, den Ehrenpreis für sein Lebenswerk, den ihm das Zurich Film Festival schon vor zwei Jahren hatte verleihen wollen. Woraus damals nichts wurde, weil der Regisseur bei der Einreise in die Schweiz festgenommen wurde. Hintergrund hierfür war ein internationaler Haftbefehl; Polanski hatte 1977 – er war damals 44 – während eines Fotoshootings in der Villa von Jack Nicholson Sex mit einem 13 Jahre alten Mädchen. Ob das Verführung Minderjähriger, sexueller Missbrauch oder Vergewaltigung war, hätte vor Gericht geklärt werden sollen. Es kam allerdings nie zu einem endgültigen Urteilsspruch, denn Polanski entzog sich dem Verfahren, nachdem er 47 Tage in Haft gesessen und ein Teilgeständnis abgelegt hatte. Er setzte sich nach Frankreich ab. Die USA hat er seither nie wieder betreten. Nach seiner Festnahme in Zürich 2009 saß er zunächst im Gefängnis, danach im Hausarrest in seiner Villa in Gstaad; im Juli 2010 beschloss die Schweizer Justiz, dem Auslieferungsbegehren der US-amerikanischen Justiz nicht nachzukommen.

 „Besser spät als nie“, sagte Polanski am Dienstag. Die Festnahme vor zwei Jahren sei ein Schlag für ihn, seine Familie, aber auch für das Festival gewesen. „Ich möchte allen danken, die mich in diesen schwierigen Monaten unterstützt haben.“

 Im Anschluss an die Preisverleihung wurde der Film „Roman Polanski: A Memoir“ gezeigt, eine Dokumentation, die der Regisseur gedreht hat, während er im Hausarrest war. Sein neuer Spielfilm, „Der Gott des Gemetzels“, lief im Wettbewerb der Filmfestspiele von Venedig und kommt Ende November in die deutschen Kinos.