Konzept für ehemalige Mädchenschule

Die Pläne für eine multireligiöse Akademie in einer einstigen jüdischen Schule werden konkret. Doch die Jüdische Gemeinde ist noch nicht überzeugt

Als „sehr kostbares Objekt“ wird das Ahawah-Haus in der Auguststraße gesehen – obwohl das Gebäude, einst jüdisches Kinderheim und Mädchenschule, seit mehr als zehn Jahren leer steht. Doch in naher Zukunft könnte dort eine jüdisch-muslimisch-christliche Akademie mit Ateliers und Wohnungen entstehen. Das zumindest sind die Vorstellungen Avitall Gerstetters, der Kantorin der Jüdischen Gemeinde. Doch zunächst muss das Gebäude saniert werden. Geschätzter Aufwand: 6 Millionen Euro.

Wie sie diese Mittel aufbringen will, wird Gerstetter der Jüdischen Gemeinde in einem Finanzierungsplan vorlegen, den sie gemeinsam mit dem Manager des Projekts, Samuel Urbanik, entwickelt hat. Der Plan sieht vor, dass etwa ein Viertel des insgesamt 12.000 Quadratmeter umfassenden Gebäudekomplexes für private Wohnungen und Atelierräume zur Verfügung gestellt werden soll. „Die Räume sollen auf der Basis des Erbbaurechts verkauft werden“, erklärt die Kantorin. Aufgrund der exquisiten Lage sei sie sicher, dass allein mit diesem Ertrag die Sanierung zu finanzieren sei.

Gleichzeitig würde die Jüdische Gemeinde die Räumlichkeiten nicht gänzlich verlieren. Denn das Erbbaurecht garantiere, dass die Räume nach höchstens 99 Jahren an sie zurückfallen würden. „So ein Projekt kann die Gemeinde einfach nicht ablehnen“, ist Gerstetter überzeugt. Denn schließlich müsse diese keinen Cent dazu bezahlen.

In den Reihen der Jüdischen Gemeinde gibt man sich dennoch zurückhaltend. „Das Projekt klingt sehr interessant“, sagt deren Kulturdezernent Peter Sauerbaum. Gerstetters Finanzierungsplan werde man in der Repräsentantenversammlung genau begutachten. „Dazu kommt, dass die Jüdische Gemeinde selbst unter Raumnot leidet“, so Sauerbaum weiter. Das Gebäude wäre auch für die Bedürfnisse der nahe gelegenen Jüdischen Oberschule interessant, deren Gymnasialzweig nur provisorisch untergebracht sei.

Gerstetter und Urbanik sind dennoch optimistisch. „Wenn wir den Zuschlag kriegen, fangen wir sofort an“, so Urbanik. An die Pläne der Jüdischen Gemeinde, einen Ideenwettbewerb für die Nutzung des Gebäudes auszuschreiben, glauben sie nicht so recht. Und tatsächlich ist dahingehend noch nichts Konkretes geschehen. „Im Moment haben wir Wichtigeres zu tun“, so Sauerbaum. Regen Zuspruch für ihr Projekt haben die Initiatoren nach eigenen Angaben bereits bekommen. So hat ihnen Beate Hammett, Tochter des Architekten, der das Ahawah-Haus Anfang des 20. Jahrhunderts erbauen ließ, ihre Zustimmung ausgedrückt. JENNY BOHSE