Merkel Jauchzt

EURO-RETTUNG Die Bundeskanzlerin wickelt beim Thema Euro alle um den Finger: Talkmaster Günther Jauch, die Regierungsfraktionen und das deutsche Publikum

BERLIN taz | Angela Merkel hat ihren Rettungsschirm genutzt: Wenige Tage vor der Bundestagsabstimmung über Bürgschaften für kriselnde Eurostaaten hat die Bundeskanzlerin eine Art Regierungserklärung via Fernsehen abgegeben. Bei Talkmaster Günther Jauch, der im Ersten auf Nachfragen weitgehend verzichtete, warb Merkel bei kritischen Abgeordneten wie der skeptischen Bevölkerung um Verständnis. An diesem Donnerstag stimmt der Bundestag über den erweiterten Eurorettungsschirm EFSF ab. Bei ersten Probeabstimmungen vor zwei Wochen gab es in der Unions- und der FDP-Fraktion zusammen 25 Abweichler. Damit wäre die Regierung Merkel erstmals ihre eigene Mehrheit los.

Doch das mit der eigenen Mehrheit „wird klappen“, versicherte Merkel am Sonntagabend. Es sei sicher notwendig, mit dem Eurorettungsschirm einen Mechanismus zu schaffen, mit dem man Insolvenzen von Staaten in der Eurozone bewältigen könne, sagte sie. Ihre Verantwortung sei es, so vorzugehen, „dass der Schaden am Ende nicht größer ist als vorher“. Zudem, versicherte Merkel, dass die Hilfe für Griechenland nur dann geleistet werde, wenn die Troika aus Europäischer Zentralbank, IWF und EU-Kommission zu dem Schluss komme, dass alle nötigen Reformen umgesetzt würden.

Bei Onlinemedien fielen Merkels Einlassungen schon einmal auf fruchtbaren Boden: „Angela Merkel, weiblicher Held im Augiasstall“, titelte die Welt, „Ein Stück Weltpolitik“ überschrieb die Frankfurter Allgemeine ihre Berichte im Internet. Vom Volk schauten 4,3 Millionen Menschen zu. Ob die renitenten Abgeordneten ihrer Kanzlerin folgen werden, bleibt abzuwarten, gilt aber als wahrscheinlich. Ein harter Kern bestand allerdings am Montag auf einem Nein. KLH

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