TAZ.LAB – DIE WORTKUNDE

„Gedöns“ ist der geringschätzige Begriff für Unwichtiges, Nebensächliches und steht im allgemeinen Sprachgebrauch dem als Gegenteil gegenüber, was wirklich zählt. Es kommt vom Mittelhochdeutschen gedense für „hin und her ziehen“.

Das Wort, in Berlin und im Rheinland auch gerne als „Jedöns“ gesprochen, tauchte 1973 erstmals im Duden auf, 25 Jahre bevor Bundeskanzler Gerhard Schröder der SPD-Politikerin Christine Bergmann auf einer Fraktionssitzung im Bundestag anbot: „Du bekommst das Ministerium für Familie und das andere Gedöns“. Bergmann und BürgerInnen waren davon wenig begeistert. Seitdem haftet Schröder die flapsige Ministeriumsbenennung an wie sein Spruch „Hol mir ma’ ’ne Flasche Bier, sonst streik‘ ich hier.“

Auch die Verwendung als „Getue“, wie in der Redewendung „viel Gedöns um eine Sache machen“, gibt dem fröhlich klingenden Wort keine nettere Bedeutung. Dabei kann das, was manche als Gedöns abtun, das sein, wofür zu kämpfen sich lohnt: Familie, Geschlechter, Emotionen und Antirassismus.

MARION BERGERMANN