Hürden bleiben hoch

KONFESSIONEN Beide Kirchen wollen sich einander annähern, doch die Bremser sitzen im Vatikan

In Deutschland leben 25 Millionen Katholiken und 24 Millionen Protestanten. Seit der Reformation von 1517 entwickelten die beiden Konfessionen in Alltag und Gottesdienst eigene Traditionen, mit denen sie sich auch voneinander abgrenzen. Seit den 1960er Jahren versuchen die beiden Kirchen im sogenannten Ökumenischen Prozess eine Wiederannäherung. Die höchsten theologischen Hürden liegen dabei im Abendmahl, im Kirchenverständnis, in der gegenseitigen Anerkennung der Priester und im Papstamt selbst.

In der Regel dürfen in der katholischen Eucharistiefeier nur katholische Christen die Kommunion empfangen. Katholiken ist der Empfang des Abendmahls in evangelischen Kirchen von ihrer Kirche nicht erlaubt, denn aus Sicht Roms sind evangelische Pfarrer nicht gültig geweiht. In der evangelischen Kirche sind dagegen alle Getauften zum Abendmahl eingeladen, die auch in ihren Heimatkirchen zum Abendmahl zugelassen sind.

Erheblich erschwert wurde der Ökumenische Prozess durch die Erklärung „Dominus Iesus“, die der heutige Papst noch als Kardinal Joseph Ratzinger im Jahr 2000 veröffentlicht hatte. Darin wird die katholische Kirche als die einzige Kirche beschrieben. Protestantische Kirchen hingegen seien nur „kirchliche Gemeinschaften“.

„Dominus Iesus“ führte zu Kritik, weil sich die Protestanten herabgewürdigt sahen. Der Papst sagte später, er wollte die evangelischen Kirchen nicht abwerten – inzwischen bemüht sich eine Kommission des Vatikans, einen neuen Begriff anstelle kirchlicher Gemeinschaft zu finden.

Ein aus Sicht der Protestanten schwer überwindbares Hindernis ist das Amt des Papstes: Den Papst als uneingeschränkte Autorität und die Unfehlbarkeit des Papstes in Lehrentscheidungen lehnen sie ab. Allerdings gibt es auch in der evangelischen Kirche immer wieder Überlegungen über eine Sonderrolle des Papstes, etwa als gemeinsames „Ehrenoberhaupt“ aller Christen.

Neben diesen theologischen Fragen hakt der Ökumeneprozess zusehends auch in weltanschaulichen Fragen. So hielt Benedikt XVI. den evangelischen Kirchen 2010 „Konformismen mit dem Geist der Gegenwart“ vor. Dazu zählte er etwa die Priesterweihe für Frauen und die Akzeptanz homosexueller Partnerschaften. (afp/epd/taz)