Gewaltfreier Protest bringt Erfolg

Eine Sperranlage bei einer palästinensischen Kleinstadt muss zum Teil verlegt werden

JERUSALEM taz ■ Nach zweieinhalb Jahren regelmäßiger Protestaktionen können die friedlichen Demonstranten aus Bil’in einen großen Erfolg verbuchen. Am gestrigen Dienstag entschied der Oberste Gerichtshof in Jerusalem, dass die Sperranlagen, die den Bauern der kleinen palästinensischen Stadt den Zugang zu ihren Feldern versperren, teilweise verlegt werden müssen. Die drei Richter waren sich einig, dass das Argument der Sicherheit nicht ausreiche, um den Verlauf der Sperranlagen, der den palästinensischen Anwohnern „großen Schaden zufügt“, zu rechtfertigen. Mohammad Chatib, führender Aktivist des „Volksausschusses gegen die Mauer“, hofft, dass die Armee nun umgehend die Sperranlagen einreißen und die entwurzelten Bäume wieder einpflanzen wird. Für den Bau der jüdischen Siedlung Mode’in Ilit, der größten jüdischen Siedlung im Westjordanland, unmittelbar an der Waffenstillstandslinie von 1967 gelegen, und die Errichtung der Trennanlagen waren bei Bil’in fast 4.000 Quadratkilometer Land konfisziert worden. Anfang 2005 hatten die palästinensischen Einwohner, unterstützt von israelischen und ausländischen Friedensaktivisten, mit ihren wöchentlichen Aktionen begonnen, die stets gemäß einem vorher vereinbarten Motto inszeniert wurden. Mal ketteten sich die Aktivisten an Olivenbäume, mal bauten sie eine provisorische Gefängniszelle, immer aber blieben sie dabei strikt gewaltfrei. „Mehr als Hühnermist zu werfen war nicht erlaubt“, so Khatib. Trotz der Friedfertigkeit der Demonstranten gingen die Soldaten oft besonders hart vor. Immer wieder kam es zum Einsatz von Tränengas und Schockgranaten und zu Verhaftungen. Die Aktivisten hielten sich dennoch an die Gewaltlosigkeit. „Wir haben die zweite Intifada verloren, weil wir mit Waffen gekämpft und damit die Welt gegen uns aufgebracht haben.“

Dem Urteil zufolge wird Bil’in etwa die Hälfte des verlorenen Landes zurückbekommen, wobei die Sperranlagen erst abgerissen werden, wenn das Verteidigungsministerium über einen neuen Verlauf entschieden hat. Für Chatib ist die Richterentscheidung nur der halbe Weg zum Erfolg: „Ich will das ganze Land zurückhaben.“SUSANNE KNAUL