35.000 gegen Pegida in Dresden

Wettbewerb der Kundgebungen in Deutschland

BERLIN taz | Rund 18.000 Menschen haben in Berlin der Terroropfer in Paris gedacht. Trotz Sturms versammelten sie sich am Brandenburger Tor, wo die französische Botschaft liegt, und in den umliegenden Straßen. Viele hielten „Je suis Charlie“-Schilder hoch. Auch in anderen deutschen Städten gab es Solidaritätskundgebungen.

Die ursprünglich für Montag geplante Mahnwache vor dem Brandenburger Tor, die die großen deutschen Islamverbände vergangene Woche angekündigt hatten, ist um einen Tag verschoben worden; sie soll nun am Dienstag stattfinden. Das gab Aiman Mazyek vom Zentralrat der Muslime am Wochenende bekannt. Er äußerte die Hoffnung, dabei die Spitzen des Staates an seiner Seite zu haben.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat bereits höchstpersönlich eine Teilnahme der CDU zugesagt, auch die SPD will dabei sein. Geplant sind Reden sowie eine Kondolenzgeste an die Französische Botschaft in Berlin, die am Brandenburger Tor residiert.

Darüber hinaus wird es noch eine große Solidaritätskundgebung geben, bei der auch Bundespräsident Joachim Gauck auftreten soll. Darauf haben sich die großen Parteien, die im Bundestag vertreten sind, sowie die FDP geeinigt. Bis die Details abgestimmt sind, dürfte es aber noch ein paar Tage dauern.

Unklar ist, ob die Alternative für Deutschland (AfD) teilnehmen wird, denn eingeladen wurde sie bisher nicht. Sie selbst hat auch zu einer „Trauer-Kundgebung“ für die Opfer des Anschlags von Paris aufgerufen – und zwar in Dresden, wo sich die Demonstranten der Pegida („Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“) jede Woche treffen.

Dort haben am Samstag rund 35.000 Menschen gegen Pegida demonstriert. Vor dem Wahrzeichen der Stadt, der wiederaufgebauten Frauenkirche, sprachen sich Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich und Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz (beide CDU) in ihren Reden für Weltoffenheit und Toleranz aus. Bei der offiziellen Kundgebung, zu der Stadt und Freistaat aufgerufen hatten, gedachten die Teilnehmer außerdem mit einer Schweigeminute der 17 Terroropfer in Frankreich.

Die Organisatoren hinter Pegida, die zuletzt rund 18.000 Menschen mobilisieren konnten, haben die Teilnehmer ihrer islamkritischen „Spaziergänge“ dazu aufgefordert, an diesem Montag mit Trauerflor zu erscheinen. Damit haben sie scharfe Kritik von Bundesjustizminister Heiko Maas auf sich gezogen: „Hätten die Organisatoren einen Rest von Anstand, würden sie diese Demonstrationen einfach absagen“, sagte der SPD-Politiker zu Bild. Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière fand klare Worte: „Die Instrumentalisierung eines so schrecklichen Mordanschlages für die eigenen Zwecke ist schäbig“, zitierte ihn Bild am Sonntag. BAX