Auflagen ohne Ende

Der „Karneval der Kulturen“ steht auf wackeligen Beinen: Dieses Jahr haben die Organisatoren so viele Auflagen bekommen, dass die Veranstaltung 10.000 Euro mehr kostet als die Jahre zuvor. Nun werden Spender gesucht

Berlin ist stolz auf seinen Karneval der Kulturen und vermarktet ihn als touristisches Event. In Hamburg sieht man das noch nicht so. Der hanseatische „Karneval der Kulturen“ steht vor großen Schwierigkeiten.

Vor zwei Wochen kamen die Auflagen für die Veranstaltung, bei der sich vom 14. bis zum 16. September auf dem Allendeplatz und dem Campus Teilnehmer aus rund 80 Nationen auf vier Bühnen präsentieren und am 15. September ein Umzug durch die Innenstadt stattfinden soll. Auf 47 Seiten ist nun aufgelistet, woran sich die Veranstalter halten müssen. „Letztes Jahr hatten wir nur 12 Seiten“, beklagt Sabine Kulau, die Organisatorin des Events. „Zum Beispiel brauchen wir dieses Jahr bezahlte Ordner, und davon viel mehr als vorher“, erklärt sie. Insgesamt würde es rund 10.000 Euro kosten, die Auflagen zu erfüllen. Das ist zu viel für den Verein, der nur aus 25 Ehrenamtlichen besteht. Der Umzug hat keine Sponsoren und keine Verkaufsstände, alle arbeiten ehrenamtlich oder gegen eine Aufwandsentschädigung.

Es hätten diesen Sommer schon zu viele Veranstaltungen stattgefunden, habe man ihr im Kerngebietsausschuss des Bezirksamtes Mitte gesagt. „Denen ist egal, welches Thema dahinter steht“, sagt Kulau. Dabei helfe der Karneval der Kulturen bei der interkulturellen Verständigung – in Zeiten, in denen überall über Integration diskutiert wird. Und: „Wir ziehen nur vier Stunden durch die Stadt, versperren also nicht den ganzen Tag die Straßen“, verteidigt Kulau ihre Gäste. „Aber“, so vermutet sie, „Migranten sind keine wirtschaftliche Zielgruppe.“

Dabei ist das Festival durchaus werbewirksam für die Stadt. Letztes Jahr hat es 200.000 Besucher angezogen. Absagen möchte Kulau den Umzug auf keinen Fall: „Das können wir den Migranten nicht antun.“

STEFANIE HELBIG

Wer den Umzug unterstützen möchte, kann spenden: Karneval der Kulturen Hamburg, 122 81 31 940, bei der Haspa (BLZ: 200 505 50)