UNTERM STRICH

Noch so eine Sache, mit der es sich verhält wie mit dem oben erwähnten Versuch, Pudding an die Wand zu nageln: das iranische Regime und seine Kulturpolitik zu verstehen. Repression und Toleranz wechseln sich nämlich auf undurchschaubare Weise ab. Eben noch zum Beispiel wurde dem Dokumentarfilmer Mojtaba Mirtahmasb untersagt, das Land zu verlassen. Mirtahmasb hat zusammen mit dem zu Haft und Berufsverbot verurteilten Jafar Panahi den Untergrundfilm „This Is Not a Film“ gedreht und ihn im Mai in Cannes vorgestellt, Panahi, bis zum endgültigen Urteilsspruch auf freiem Fuß, verfolgte die Pressekonferenz von seiner Teheraner Wohnung aus via Skype. Und jetzt schickt das Land den Film „Nader und Simin – Eine Trennung“ von Ashgar Farhadi ins Rennen um den Auslands-Oscar – ganz offiziell. In Teheran lief „Nader und Simin – Eine Trennung“ regulär in den Kinos und erfreute sich großen Zuschauerandrangs.

 Nun ist Farhadis Film, der im Februar schon mit dem Goldenen Bären der Berlinale ausgezeichnet wurde, sicherlich nicht offen regimekritisch, ein besonders freundliches Bild des Alltags in Teheran entwirft der Film aber auch nicht – eher eines von einer durch und durch ausweglosen Situation, in der weder das Ausharren noch das Fortgehen Optionen für die Figuren sind.

 Der 39 Jahre alte Asgar Farhadi lebt zurzeit als DAAD-Stipendiat in Berlin und arbeitet an einem neuen Drehbuch. Ob sein Film tatsächlich unter den fünf Anwärtern auf einen Auslands-Oscar sein wird, entscheidet sich am 24. Januar; die Oscars werden dann am 26. Februar verliehen.