LESERINNENBRIEFE
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Volksentscheid war ein Verhängnis

■ betr.: „Nachrichten fürs Parlament“, taz vom 6. 9. 11

Ausgerechnet den Hamburger Volksentscheid zur Schulreform mit dem reißerischen Titel „Besser lernen“ als gelungenes Beispiel eines Volksentscheides heranzuziehen, war ja voll daneben. Genau dieses Beispiel zeigt überdeutlich, wie ein Volksentscheid missbraucht werden kann, wenn eine kleine, aber sehr interessierte Klientel entsprechend mobilisiert wird und verbissen kämpft. In diesem Fall waren es die sogenannten Eliten aus den Elbvororten und anderen schönen Gegenden, die mit allen Mitteln und der Hamburger Presse im Rücken verhinderten, dass gemeinsames Lernen möglich wird, und damit den ärmeren Schichten ein wenig von den Privilegien, die sie genießen, abzugeben. Aber nein, es werden alle Forschungsergebnisse in den Wind geschlagen, in Kauf genommen, dass die Hamburger Schulpolitik über Jahrzehnte auf der Stelle tritt beziehungsweise rückwärtsgewandt weiterwurstelt, damit diese Herrschaften auf den Gymnasien schön unter sich bleiben und die Schmuddelkinder auch weiterhin schön draußen.

Hier war der Volksentscheid ein Verhängnis für eine moderne und zukunftsweisende Schulreform in Hamburg mit jahrzehntelangen Folgen – wieder mal für die Armen. CORNELIA RÖMHILD, Hamburg

Ein unsicheres Produkt

■ betr.: „Im Lichte einer neuen Zeit“, taz vom 31. 8. 11, Leserinbrief: „Ich vermissen die Glühbirne nicht“, taz vom 9. 9. 11

Ja, das stimmt, der Mensch gewöhnt sich an jeden Unsinn, den man ihm verzapft. Und manche Menschen gewöhnen sich sogar daran, zu glauben, die Wahrheit wäre das, was alle anderen auch behaupten. Ich möchte gerne Frau Dorothee Feuerstein daran erinnern, dass abgesehen von den Problemen, die die Verarbeitung des Quecksilbers in den „neuen“ Lampen für die Umwelt und die damit hantierenden Menschen macht, noch nicht mal für dessen vernünftiges Recycling gesorgt worden ist, und schon überschwemmt man den Markt mit einem, in meinen Augen, unsicheren Produkt. Aber es ist ja nur eins von vielen anderen, die uns den vielgelobten Fortschritt bringen.

Jedenfalls kann man sich, wenn man daran glaubt, schön einbilden, etwas Gutes für „unser Klima“ getan zu haben. Was ist mit dem Klima, da, wo die Leuchtstofflampenfabrik steht? Außerdem: Vielleicht ist die Leserbriefschreiberin ja zufällig Weinkennerin, und sie würde sich nicht mit irgendeinem übelschmeckendem, aber dafür angeblich umweltfreundlichen Fusel abgeben. So wie es Weinkenner gibt, gibt es auch Lichtkenner, ich bin eine davon. Sparlampenlicht verursacht mir wörtlich genommen Würgereiz. MARIA ORTIZ GIL, Berlin

Entscheidende Information fehlt

■ betr.: „Impfstoff mit unerwünschten Nebenwirkungen“, taz vom 9. 9. 11

Der Artikel ist zwar sehr ausführlich, aber wie so oft in solchen Beiträgen wird eine entscheidende Information nicht gegeben, die wichtig ist, um sich ein Bild zu machen: Was konkret bedeutet denn nun eine Risikoerhöhung um das 4 bis 7-Fache oder gar 12,7-Fache? Wie viele erkranken nach Impfung und wie viele ohne Impfung?

Besser machte es der Deutschlandfunk am 1. September: www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/1544398/: „Das Risiko, an Narkolepsie zu erkranken, war für Kinder, die mit Pandemrix geimpft worden sind, fast 13-mal höher als für Kinder, die nicht geimpft worden sind. Das bedeutet konkret: Auf 100.000 geimpfte Kinder kommen sechs Narkolepsie-Fälle.“ Oder grob gesagt, unter je 200.000 Geimpften traten zwölf Fälle auf statt wie sonst ein Fall.

Ob das den angeblichen oder nachgewiesenen Nutzen der Impfung aus dem Feld schlägt, kann ich nicht beurteilen. Aber ausschließlich mit Aussagen wie „12-fach erhöht“ einen Artikel zu bestücken, wenn es um seltene Ereignisse geht, ist irreführend.

MICHAEL SPECKA, Bochum

Tut Kindern das gut?

■ betr.: „Ermattete Emanzipation“, taz vom 13. 9. 11

Interessant wäre auch, wie es den Familien, die sich für einen traditionellen Lebensentwurf entschieden haben, nach drei, vier, fünf Jahren geht, ob die Frau es schafft, mit der steigenden Unabhängigkeit der Kinder wieder zurück in den Beruf zu kommen und wie zufrieden sie damit ist, im Vergleich zu Frauen, deren Auszeit kürzer war. Und wie zufrieden die Kinder mit ihren Eltern sind. Mit dem Vater, der Vollzeit arbeitet und der Mutter, die kocht und wäscht? Tut Kindern das gut? MAIKE, taz.de