Gedenken statt streiten

DEBÜT Günther Jauch gab seinen ARD-Talk-Einstand und war dabei eher mittelmäßig – das lag nicht nur am Thema

Die Premiere von „Günter Jauch“ am Sonntagabend mit ebendiesem war – ganz okay. Und hatte mit Polittalk ziemlich wenig zu tun. Schließlich ging es um 9/11, die Anschläge in den USA vor exakt zehn Jahren. Und so zelebrierte Jauch eher mal eine Gedenksendung mit betont unkontrovers zusammengewürfelter Gästeschar als eine Streitshow.

Also war es mehr als ein Bisschen wie „Stern-TV“, mit klar zugewiesenen Rollen im Panel: Elke Heidenreich gab die nicht ganz ernst zu nehmende Grundsatz-Kritikerin, Jürgen Todenhöfer saß auf dem „Mahner“-Sesselchen. Peter Struck (SPD), Exverteidigungsminister und 2001 Fraktionschef, war der Routinierteste der Runde. Springer-Chef Mathias Döpfner war mal wieder zu schlau – nur Jürgen Klinsmann hätte man besser das US-Team coachen lassen. Denn seine flachen Analysen über den „Amerikaner“ an sich waren dann selbst für die ARD, die ihren ZuschauerInnen nicht mehr allzu viel zutraut, zu schlicht.

Am Ende gab es von der Statistik 18,6 Prozent Marktanteil bei 5,1 Millionen ZuschauerInnen – ordentlich das. Und, genau wie es Jauch im Voraus tiefgestapelt hatte, keine Sensation.

Wären da nicht noch zwei Frauen gewesen, könnte man das Ganze jetzt abhaken und auf Frank Plasberg warten. Doch Tanja Menz, deren Sohn im Februar 2011 in Afghanistan fiel, und die „Dust Lady“ Marcy Borders, die vor zehn Jahren gerade im Nordturm des World Trade Centers am Kopierer stand, retteten die Jauch-Premier. Leider gab es für Borders nur ein paar kurze Sätze am Anfang – danach waren die Experten, die 9/11 am Fernseher erlebten, unter sich. Tanja Merz dagegen wurde im Nu die Königin der Herzen: Sie, die ihren Sohn verlor, war weder auf Rache aus noch verzagt oder abgebrüht-reflektiert. Sondern neben der verschenkten Borders die Einzige, die wusste, um was es wirklich ging. STG