nazi-kommerz
: Angekommen im Mainstream

Die schlechte Nachricht: Es gibt immer mehr Nazibedarf-Läden im Nordosten der Republik. Die gute, zumindest bei vordergründiger Betrachtung: Die ersten Unternehmer weigern sich, die mit Nazi-Chic erzielten Einkünfte in die weitere Festigung der Szene zu reinvestieren.

KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE

Aber die aalglatten Händler rechter Accessoires, denen es mehr um den Profit als um die „nationale Sache“ geht, sind auch ein bedenkliches Zeichen: Sie belegen eindrucksvoll, dass die rechte Jugendkultur in Mecklenburg-Vorpommern längst zum Mainstream gehört. Sie stellt einen lukrativen Markt dar, auf dem man auch ohne eindeutige ideologische Prägung betriebswirtschaftlich und mit Gewinn agieren kann.

Vorbei die Zeiten, als Nazi-Klamotten nur in obskuren Hinterzimmern oder über den Versandhandel zu haben waren. Heute geht man einfach in ein Geschäft mit Schaufenster und Kassenbons. Nur hat es zufällig eben die Marken des rechten Lifestyles im Regal.

Die Kommerzdebatte in der rechten Szene wird daran nichts ändern: Die strammen Neonazis werden auf linientreue Lieferanten setzen. Die harmlos wirkenden Läden ziehen ganz normale Jugendliche an – und bringen sie, wenn es dumm läuft, sogar erstmals mit mit dem rechten Kleidungsstil in Berührung. Arbeitsteilung im rechten Lager, auch wenn es mal ein wenig knirscht.