„Es geht um Rache“

MORDLUST Frauen, Männer und der Krimi stehen im Fokus des Autorengesprächs in der Bibliothek

■ 65, Bremer Kriminalbuchautor, schrieb über 40 Romane

taz: Herr Alberts, das Thema des Krimigesprächs, das Sie mit Regine Kölpin führen, lautet „Ladies versus Gentlemen“. Denken Sie beim Schreiben an das Geschlecht ihrer Leser?

Jürgen Alberts, Krimiautor: Nö. Beim Schreiben ist das für mich kein Thema – aber ich bin mir natürlich schon bewusst, dass 70 bis 80 Prozent der Krimileser weiblich sind.

Eine beeindruckende Zahl. Warum so viele Frauen?

Der Kriminalroman war lange Zeit eine Männerdomäne und für Frauen unattraktiv. Dann kam in den 1980er-Jahren Sabine Deitmer mit „Bye-bye Bruno“, worin sie erklärt, wie Frauen morden – und plötzlich ging es los. Da wurde ein Publikum gewonnen, das es vorher so nicht gab. Mittlerweile sind Krimiautorinnen erfolgreicher als ihre männlichen Kollegen.

Was finden Leserinnen in Frauenkrimis, was sie anderswo nicht finden?

Ich glaube, es geht um Rache. Rachegefühle sowohl der Leserinnen als auch der Autorinnen können in der Kriminalliteratur besonders gut ausgelebt werden. Da wird so etwas wie literarische Gerechtigkeit geschaffen, Männer zum Beispiel vom Turm heruntergeschubst.

Verspüren Sie manchmal den Drang, Rachegefühle an Frauen literarisch auszuleben?

Nein. Rachegedanken spielen bei mir keine Rolle. Ich schreibe lieber über Fälle, die gesellschaftliche Themen aufgreifen, etwa Folter.

Und was lesen die männlichen Leser?

Ich habe den Eindruck, dass sie immer weniger lesen.

Interview: Julia Rotenberger

19 Uhr, Krimigespräch in der Zentralbibliothek Am Wall