Forscher erstellen Sittenkodex für Roboter

In Südkorea entstehen Regeln für das Zusammenleben mit Maschinen. In Deutschland ist das noch kein Thema

SEOUL/BERLIN afp/taz ■ Mit ethischen Regeln wollen jetzt asiatische Forscher die Robotertechnologie in Südkorea lenken. Ein Team an der Myongji-Universität in Seoul verfasst dafür zurzeit einen Sittenkodex. Bis zum Ende des Jahres soll das Regelwerk ausgearbeitet sein. „Schneller, als wir denken, könnte eine Gesellschaft entstehen, in der Roboter und Menschen zusammenleben“, sagt Forschungsleiter Kim Dae Won.

Drei Beispiele für diese neue Gemeinschaft hat Südkorea bereits zu bieten: Roboter EveR-2 sieht aus wie eine 20-Jährige, kann Smalltalk halten und ein Liedchen singen. Ihr Kollege Tiro trat im Juni als Zeremonienmeister bei der Hochzeit seines Schöpfers auf, und Roboter OFRO soll künftig als Wachmann in einer Schule arbeiten. Diese Erfindungen sind Teil eines großen Ziels, das sich Wissenschaftler und südkoreanische Regierung gestellt haben. Schon 2013 soll dort in jedem Haushalt ein Roboter stehen.

Mit dem Kodex wollen die Forscher nun sicherstellen, dass der Mensch die Kontrolle über die Roboter behält und sie jederzeit identifizieren kann. Auch alle Daten, die von dem technischen Helfer erfasst werden können, sollen geschützt werden. So könne verhindert werden, dass die Maschinen für illegale Zwecke genutzt werden, meinen die Wissenschaftler.

In Deutschland ist ein Sittenkodex für Roboter noch nicht geplant. „Es ist für uns zurzeit kein Thema“, sagt Carola Böhm von der Geschäftsstelle des Nationalen Ethikrats in Berlin. Auch der Informatiker Max Risler von der Technischen Universität in Darmstadt sieht bisher keine Notwendigkeit, einen Kodex für deutsche Roboter zu verfassen. „Unsere Maschinen hier an der Universität agieren zwar autonom, können aber keine eigenständigen Entscheidungen treffen“, erklärt er. Der Roboter führe lediglich das aus, was zuvor programmiert wurde.

Die Wissenschaftler aus Südkorea sehen das anders: „Roboterethik muss Teil der menschlichen Ethik werden“, so Kim. Und das, ohne die Entwicklung der intelligenten Maschinen einzuschränken. JULIA LANGENSIEPEN