Info-Meile für junge Trinker

Der unreligiöse Guttempler-Orden will mit einer Info-Veranstaltung in Neukölln Jugendliche für Abstinenz begeistern

Spätestens seit dem Tod eines 16-jährigen Zehlendorfer Gymnasiasten im März ist der Alkoholmissbrauch unter Jugendlichen ein kontrovers diskutiertes Thema. Am Wochenende registrierte die Polizei erneut mehrere Fälle von volltrunkenen Jugendlichen, die bewusstlos aufgefunden wurden und in Krankenhäuser gebracht werden mussten. Gegen diese sich offenbar häufenden Fälle von Alkoholmissbrauch unter Jugendlichen will der Deutsche Guttempler-Orden vorgehen.

Aus Anlass des zehnjährigen Bestehens seines Hauses wird der Landesverband Berlin-Brandenburg der Guttempler am Samstag in der Neuköllner Wildenbruchstraße eine Info-Meile zum Thema „Alkoholmissbrauch unter Jugendlichen“ organisieren. Gemeinsam mit anderen Neuköllner Selbsthilfeverbänden wie beispielsweise den Narcotics Anonymous (NA) oder den Anonymen Alkoholikern (AA), die mit Ständen auf der Meile vertreten sein sollen, wollen die unreligiösen und unpolitischen Guttempler Jugendliche und Erwachsene über die Gefahren des Alkoholkonsums aufklären.

Zugleich werden sie ihr Haus für Interessierte und die Nachbarschaft öffnen, um ihre Arbeit vorzustellen. „Wir hoffen durch die Info-Meile mehr Öffentlichkeit zu bekommen“, erläuterte Hans Sonntag, bei den Berliner Guttemplern zuständig für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Vor allem erhoffe man sich durch die Aktion mehr „Laufkundschaft“ – denn die als Verein organisierten Guttempler leiden unter Nachwuchsmangel. Eröffnet wird die Veranstaltung um 11 Uhr durch Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD).

Der Guttempler-Orden, der in Berlin 860 Mitglieder zählt, ist eine weltweit tätige Organisation alkoholfrei lebender Menschen. Entsprechend ihrem Slogan „Guttempler – Selbsthilfe und mehr“ sieht sich die Gemeinschaft nicht als reine Selbsthilfeinitiative, sondern verfolgt ebenso gesundheitspolitische, soziale und kulturelle Ziele. „Wir wollen Alkoholkranken nicht nur helfen, ‚trocken‘ zu werden, sondern auch ihren Familien und Bekannten Unterstützung anbieten“, sagte der Berliner Vorstandsvorsitzende Klaus Hente.

Ziel sei es, den Suchtkranken durch eine nachdrückliche Betreuung den Weg zurück in ihr Berufs-, Gesellschafts- und Familienleben zu ermöglichen – etwa durch regelmäßig stattfindende Gruppentreffen und Jugendbetreuung. Besonders wichtig – gerade auch bei Jugendlichen – ist laut Hente bei der Arbeit die Prävention von Alkoholmissbrauch. Folglich werde auch dies ein Schwerpunkt der Info-Meile sein. JENNY BOHSE