„Prager Spur“ versandet

„Achse al-Qaida/Irak“ nicht über Tschechien: Treffen von 11/9-Attentäter und irakischem Spion fand nie statt

PRAG dpa ■ Sechs Jahre nach den Anschlägen vom 11. September 2001 ist die oft zitierte Theorie einer „Prager Spur“ zwischen al-Qaida und dem Regime in Irak endgültig ins Wanken geraten. Nach den Attentaten hatten Politiker aus Tschechien und den USA unter Hinweis auf ein Foto des Prager Geheimdienstes gesagt, einer der Attentäter habe sich an der Moldau vor den Anschlägen mit einem Spion des Saddam-Regimes getroffen. Die Mladá fronta Dnes veröffentlichte nun erstmals dieses Bild und zweifelt an den vermeintlichen Erkenntnissen des Geheimdienstes. Die Aufnahme zeige zwei völlig andere Menschen.

Noch im November 2001 hatte der damalige Regierungschef Miloš Zeman gesagt, der Attentäter Mohammed Atta habe sich in Prag kurz vor den Anschlägen mit dem irakischen Konsul Ibrahim al-Ani getroffen: „Sie werden kaum über Eishockey gesprochen haben.“ Das Foto sei ein Hinweis darauf, dass das Saddam-Regime in die Anschläge verwickelt sein könnte. Nun äußerte die Zeitung ernste Zweifel: Das Bild zeige weder Atta noch al-Ani, sondern den damaligen Pförtner der irakischen Botschaft in Tschechien mit einem ehemaligen Mitarbeiter, der in Prag zu Besuch gewesen sei.

Al-Ani, der heute in Syrien lebt, sagte dem Blatt, er wolle Tschechien verklagen. Vor allem aufgrund der Hinweise des Prager Geheimdienstes sei er von Juli 2003 bis Dezember 2005 in US-Haft gewesen. Die vermeintliche „Prager Spur“ habe sein „Leben zerstört“. „Dafür möchte ich von Tschechien entschädigt werden“, sagte er. Das Außenministerium in Prag bestätigte gestern, dass ein entsprechendes Schreiben von al-Ani eingegangen sei.