Engpass Rettungswesten

TESTS Die Sicherheit auf europäischen Fähren hat sich deutlich verbessert. „Gut“ sind aber längst noch nicht alle

BERLIN taz | Folgenreiche Fährunglücke gab es 2014 eine ganze Reihe. Im April kamen beim Untergang der südkoreanischen „Sewol“ rund 300 Menschen ums Leben. Im August starben in Bangladesch mindestens 46 Menschen, als eine Fähre kenterte, 61 blieben vermisst. 130 Passagiere gingen Mitte Dezember in der Demokratischen Republik Kongo mit ihrem Schiff unter. In Europa allerdings hatte es bis zum Sonntag keine größeren Unfälle gegeben – eine Konsequenz der in den vergangenen Jahren erhöhten Sicherheitsstandards?

Der jüngste Test dazu stammt vom Österreichischen Automobil-, Motorrad- und Touringclub ÖAMTC. Von 18 untersuchten Schiffen in der Nord- und Ostsee, im Mittel- und im Adriatischen Meer erhielten 14 die Noten „sehr gut“ und „gut“, drei waren „ausreichend“, die Schiffsleitung der französischen Fähre „Jean Nicoli“ lehnte die Zusammenarbeit mit den Testern ab – ein Trend, den auch andere Verbände wie etwa der deutsche ADAC bereits festgestellt haben.

Beim letzten ADAC-Test vor fünf Jahren, der sich auf griechische Fähren beschränkte, etwa, waren von 14 überprüften Schiffen noch vier komplett durchgefallen, weil Rettungsboote und -ringe nicht vorhanden oder schlecht gewartet und Schlösser verrostet waren.

Dieses Mal gehörten videoüberwachte Passagierdecks, Rauchmelder und Sprinkleranlagen offensichtlich zum Standard. Die Tester monierten aber, dass die Passagiere bei manchen Fähren nur über die Fahrzeugrampe an Bord gelangen, während Lkw und Pkw direkt neben ihnen einfahren. Bei der mit „ausreichend“ benoteten zyprischen Fähre „Scandola“ gab es zwar markierte Fluchtwege, jedoch kein Evakuierungssystem und kaum Sicherheitshinweise.

Ein zunehmendes Problem ist auch bei sonst gut vorbereiteten Schiffen der Diebstahl von Rettungswesten: Um Souvenirjägern zuvorzukommen, haben viele Reedereien die Westen aus den Kabinen in Sammelstationen verlegt, zu denen oft nur die Crew Zugang hat. BW