165.000 Hähnchen

TIERE Ein Investor plant eine Hühnerfabrik – in einem brandenburgischen Vogelschutzgebiet

POTSDAM/BERLIN dpa/taz | Ausgerechnet in einem Vogelschutzgebiet in Brandenburg will ein Investor eine neue Mastanlage für zunächst 165.000 Hähnchen errichten. Das bestätigte Landesagrarminister Jörg Vogelsänger (SPD) auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen-Fraktion im Potsdamer Landtag. Tierfreunde und Umweltschützer sind empört. Der Schmergower Ortsbeirat und die Gemeindevertretung von Groß Kreutz (Havel) hatten die Mastanlage bereits abgelehnt, weil sie den Tourismus in der Havel-Region gefährdet sehen.

Vogelsänger zufolge sollen die drei Stallgebäude im Bereich des Landschaftsschutzgebiets „Brandenburger Osthavelniederung“ und des angrenzenden Vogelschutzgebietes in Richtung Havel entstehen.

Die 850 Einwohner von Schmergow haben bereits eine Bauschuttdeponie und eine Biogasanlage in der Nachbarschaft. Sie befürchten, dass durch die Geflügelmastanlage „extreme Ammoniak-Hotspots“ entstehen. Damit würde Stickstoff freigesetzt, den „die Brandenburger Klarwasserseen, die nährstoffarmen Heideflächen und viele Wälder schlicht nicht verkraften“ könnten. Der Umweltverband Nabu warnte vor „Gefahren durch Arzneimittel, die in der Tiermast eingesetzt werden“.

Vogelsänger erklärte, das Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz prüfe derzeit die baurechtliche Genehmigung sowie die Entscheidung über die Befreiung aus dem Landschaftsschutzgebiet. Naturschutzverbände seien an dem Verfahren nicht beteiligt.

Auf die Frage, wo die Tiere geschlachtet werden sollen und wie weit der Schlachthof entfernt sei, antwortete Vogelsänger: „Der Genehmigungsantrag enthält keine Angaben zum Standort des Schlachthofs und dessen Entfernung zum Anlagenstandort.“ Diese seien für die Entscheidung „nicht relevant“.