hamburger szene
: Männerwirtschaft

„Aber du weißt doch, Minderjährige und Frauen, die vergeben sind, die sind bei uns tabu! Ich meine, was war mit dem Mädel vom Eisstand, die war doch noch keine 15“, sagte der eine Kettenkarussellmann, Sven, zum anderen, Horst. „Die wollte auch“, sagte der, „und außerdem hab ich sie nur zum Bus gebracht, nach ihrer Schicht.“ Wenn sie arbeiten darf, fanden meine Freundin und ich, dann darf sie auch den Beischlaf vollziehen, jetzt rein von der Logik her. „Und was war mit der Frau vom Scooter?“, fragte Sven. „Die wollte“, erwiderte Horst. „Die hätt’ ich flachgelegt.“ Das gehe aber nicht, wurde ihm erklärt, denn die sei vergeben. Und dass über seinen Liebesbrief alle noch gelacht hätten – ehe sie ihn dann vermöbelten.

Wir konnten uns eine Frau, die Liebesbriefe weitergibt, nicht vorstellen. Schwer zu verstehen auch, dass unsere Gesprächspartner ja in unserem Alter waren. Wir fänden, merkten wir an, dass die Frauen da doch auch noch was mitzureden hätten. „Die hätt’ ich aber rumgekriegt“, fing Horst wieder an. „Tabu!“, unterbrach Sven ihn. „Flirten ja, baggern nein.“ Wo denn da der Unterschied sei, fragten wir. „Das eine ist ohne, das andere mit einer Absicht.“ Wir dachten uns, dass solche Strenge wohl auf die Enge in der Dom-Community zurückzuführen sei: Die waren ja alle aufeinander angewiesen.

Als man Horst wegen seiner Fehltritte vermöbelte, habe das immer nur einer getan, sagte Sven dann noch. Nicht drei auf einmal, oder so. Das sei Fairness.

Eine Männerwirtschaft, eine archaische, da gab’s kein Drumrum. REBECCA CLARE SANGER