„Man hat die Wahl“

UMDENKEN Das Kunstdiewelt-Festival steht in diesem Jahr im Zeichen des nachhaltigen Konsums

■ 35, Mitbegründer des Vereins Kunstdiewelt.

taz: Herr Meyer, das Kunstdiewelt-Festival beleuchtet ernste Themen wie Ausbeutung mittels Unterhaltung. Können die Leute den Ernst nur mit Spaß ertragen?

Björn Meyer: Es ist möglich, dass einige Menschen wegen der permanenten Reizüberflutung damit überfordert sind, sich mit schwierigen Themen auseinanderzusetzen. Ich glaube aber, dass sie am besten Wirkung zeigen, wenn sie kulturell aufgearbeitet werden. Das ist besser als bloßer Informationsfluss, nach dem man sich möglicherweise noch schlecht fühlt.

Das Thema der diesjährigen Festivals ist Konsum. Warum?

Es geht vor allem um nachhaltigen Konsum. Wir haben uns dafür entschieden, weil dieses Thema in besonders viele Lebensbereiche greift. Schließlich braucht jeder Kleidung und muss essen. Es gibt also viele Möglichkeiten für den einzelnen, das Thema umzusetzen.

Wie denn zum Beispiel?

Als Konsument hat man die Wahl, ob man zum Beispiel Lebensmittel kauft, die aus dem Ausland eingeflogen wurden, etwa billige Kleidung bei Kik, oder ob man das eben nicht tut. Gerade beim Kleiderkauf unterstützt man manchmal unbewusst Dinge, die man nicht unterstützen will, etwa Ausbeutung der ArbeiterInnen. Uns ist wichtig, zu zeigen, dass es Alternativen gibt.

Was sollte man denn stattdessen kaufen?

Produkte, die fair gehandelt wurden, und Second-Hand-Kleidung zum Beispiel. Es muss auch nicht immer teuer sein.

Und muss man nun ein schlechtes Gewissen haben, wenn man trotz allem bei H&M kauft?

Nein, das wäre eher kontraproduktiv. Es ist wichtiger, zu überlegen, wie man sein Handeln ändern kann.

INTERVIEW: JULIA ROTENBERGER

bis 11. 9., www.kunstdiewelt.de