„Die Proteste freuen mich“

Markus Flohr liest aus seinem Israel-Buch

■ 30, ist Journalist und Autor, auch für die taz. Seit er in Israel gelebt hat, ist der Freitagabend etwas Besonderes für ihnFoto: Gero Hecker

taz: Herr Flohr, in Ihrem Buch geht es immer wieder um Klischees. Waren Sie selbst voreingenommen, als Sie nach Israel kamen?

Markus Flohr: Ja, natürlich. Aber es ist ja auch normal, Vorurteile zu haben, und sogar hilfreich. Denn nur dann kann man sie auch ablegen.

Haben sie Vorurteile abgelegt?

Ja. Ich habe zum Beispiel einen offensiven Umgang mit den Klischees kennengelernt, die ich als antisemitisch eingeordnet habe: Wegen meiner etwas krumm gewachsenen Nase wurde ich dauernd für einen Juden gehalten.

Sie schreiben oft sehr ironisch über Israel. Wie kommt das an?

Es kommt schon vor, dass Leser meinen Humor nicht verstehen oder nicht kritisch genug finden. Ich bin auch etwas unsicher darüber, was in Deutschland lebende Juden von meinem Buch halten. Aber ich mache ja keine Witze über Israel, sondern erzähle, meiner Meinung nach, lustige Geschichten.

Was denken Sie, wenn Sie Bilder von Protesten in Israel sehen?

Ich freue mich sehr, wenn ich die Leute demonstrieren sehe. Weil die daran anknüpfen, wie Israel gegründet wurde: Als Land, das sich in Richtung Sozialismus organisiert und Ziele hat. Viele meiner Freunde gehen auch auf die Straße. Einige der Alltagsprobleme, um die es da geht, habe ich selbst kennengelernt.

Welche denn?

Zum Beispiel das Problem, in Tel Aviv eine Wohnung zu finden. Da werden einem Garagen als Luxus-Appartment vermietet.

Heute lesen Sie in der Talmud-Tora-Schule unter Polizeischutz. Macht Ihnen das Sorgen?

Nein, ich freue mich drauf.

INTERVIEW: CHARLOTTE ZINK

Lesung „Wo samstags immer Sonntag ist“: 19 Uhr, Talmud-Tora-Schule, Grindelhof 30 (Ausweis bereithalten)