5 Dinge, die wir dieses Jahr gelernt haben

LEKTIONEN

1. Es gibt wieder MenschenversucheFledermäuse, Affen und vielleicht ein paar Dschungelbewohner, das waren früher die Träger von Ebola. Eine neue Virusform hat nun ganz Westafrika im Griff. Seit Februar haben sich 18.600 Menschen damit infiziert, annähernd 7.000 sind gestorben. Gegenmittel gibt es bisher nicht, das Dschungelfieber zu bekämpfen war finanziell nicht interessant. Im August erlaubte die WHO, experimentelle Medikamente wie ZMapp an todkranken Patienten auszuprobieren. Eine Verzweiflungstat. Man nennt so was Menschenversuch. 2. Ein neuer Ausdruck: Hybride Kriegsführung Wir sind alle kleine Clausewitze. Kennen Guerillataktik, den asymmetrischen Krieg und Medienfronten. Was aber veranstaltet Wladimir Putin auf der Krim und im Donbass? Lässt seine Soldaten Armeeabzeichen abschneiden und fährt eine Politik der ständigen Einmischung. Kreative Kriegsführung? Nein, die Experten nennen das: hybride Kriegsführung. 3. Es gibt doch eine deutsche Tea Party Europakritisch ja, antiislamistisch ganz bestimmt, was immer das heißen mag; abtreibungsfeindlich viele, Putin verstehend einige, misstrauisch gegenüber den Medien alle. Die Bewegung will aber vor allem eins: nicht als rechtsextrem bezeichnet werden. Ihre Anhänger sind für den Erfolg der AfD verantwortlich, man sieht sie auf Montagsdemos: Sie eint die Angst vor der Moderne und die Wut auf das Etablierte in der Politik. So begann das mit der Tea Party in den USA auch einmal. Die großen Parteien reagieren: Die CSU verstieg sich schon mal zu der Forderung, Ausländer sollten zu Hause nur deutsch sprechen. 4. Deutsche spielen einfach nur Fußball, schön und effektiv 1954, 1974, 1990: Jeder dieser Weltmeistertitel hatte seine eigene Symbolik. Der erste Pokal leitete das „Wir sind wieder wer!“ ein, der zweite besiegelte früh, wer in der deutsch-deutschen Konkurrenz die Nase vorn hat, der dritte war das i-Tüpfelchen auf der Wiedervereinigung. 2014 spielte die Bundes-Elf dagegen einfach nur Fußball, vor allen Dingen schön, höflich, in den entscheidenden Augenblicken aber auch effizient. 5. Kreuzberg ist auch nur ein Stadtteil Kreuzberg, da lebt man anders, ökologisch und vor allem sozial korrekt, multikulturell. Lange bestand dieses Idyll, bis die neuen Einwanderer kamen. Erst das Partyvolk aus ganz Europa, dann die Flüchtlinge, nun beides gemeinsam. Die Toleranz in Deutschlands freizügigstem Bezirk wird auf eine harte Probe gestellt. Zuletzt musste man fürchten, dass der Görlitzer Park über den Drogenhandel zur No-go-Area für den normalen Kreuzberger wird. Der respektiert die Polizei inzwischen auch als Ordnungsmacht. JÖRN KABISCH