„Karpfen, Hering oder Thunfisch“

DIE DREI FRAGEZEICHEN

WAS? Fisch ist gesund – und ein traditionelles Silvesteressen. Doch die meisten Bestände sind überfischt.

1 taz: Herr Maack, darf man zu Silvester Fisch essen?

Thilo Maack: Meine Devise ist immer, Fisch als Delikatesse zu betrachten. Delikatessen isst man nicht jeden Tag, sondern zu ganz besonderen Anlässen und Silvester ist so ein Anlass. In dem Sinne: Ja, man kann durchaus Fisch essen zu Silvester. Bei der Auswahl muss man ein bisschen vorsichtig sein.

2 Welcher Fisch wäre denn am besten?

Als Magerfisch empfehlen wir zum Beispiel den Karpfen. Der wird seit vielen hundert Jahren bei uns in Deutschland gezüchtet. Er ernährt sich rein pflanzlich – anders als Lachs, der in der Aquakultur 3 bis 4 Kilogramm Fischprotein frisst, um 1 Kilo Lachsprotein zu produzieren. Und wenn man Karpfen beispielsweise frittiert, schmeckt er auch nicht nach Teichboden.

3  Ernährungswissenschaftler empfehlen aber besonders Seefisch. Was ist da Ihr Tipp?

An Seefisch kommt beispielsweise Hering in Frage, der nicht aus der Ostsee kommt. Es handelt sich um eine große Schwarmfischart, die vergleichsweise sortenrein gefangen werden kann – also weitgehend ohne Fische, die nicht gegessen werden. Bei Thunfisch muss man ein bisschen genauer hinschauen. In Ordnung ist er, wenn er aus einer Handleinenfischerei etwa von den Malediven kommt. Die ist entsprechend zertifiziert, und das steht auch auf den Verpackungen. Da gibt es ebenfalls keinen Beifang. INTERVIEW: JOST MAURIN

■ Thilo Maack ist Meeresbiologe der Umweltschutzorganisation Greenpeace