MUSIK

hört auf den Sound der Stadt

TIM CASPAR BOEHME

Nach einem besinnlichen Heiligabend-Ausklang in der vergangenen Woche soll diesmal all jenen Gerechtigkeit widerfahren, denen die stille Nacht schon zu den Ohren herausquillt. Am Freitag, den 26. 21. wird es daher nicht schön, aber laut. Im C-Club kann man den 2. Weihnachtstag mit einem Konzert einer der dienstältesten Heavy-Metal-Bands Deutschlands begehen: Grave Digger, 1980 als Teenager-Projekt in Gladbeck gegründet, haben sie in diesem Jahr ihr 18. Album „Return of the Reaper“ vorgelegt, das als würdiges Alterswerk. Mit dreckigen Schrabbelriffs und sonorem Gebrüll eine durchaus gangbare Alternative zur üblichen Feiertagsbeschallung (Columbiadamm 9–11, 19 Uhr, 27 €).

Genau ein Jahr älter als Grave Digger ist das Jazzlabel Leo Records, das der sowjetische Emigrant Leo Feigin 1979 in London gründete, um freie Improvisationsmusik aus der Sowjetunion zu veröffentlichen. Zu russischstämmigen Musikern wie Simon Nabatov oder Wjatscheslaw Ganelin gesellten sich westliche Free- und Avantgardejazz -Legenden wie Sun Ra, Anthony Braxton oder Cecil Taylor, die einen damals einzigartigen „blockübergreifenden“ musikalischen Austausch ermöglichten, zumindest überall dort, wo die Schallplatten zu kaufen waren. Jetzt feiern Leo Records ihr 35. Jubiläum und bescheren dazu dem B-Flat ein zweitägiges Festival von Sonntag (28. 12.) bis Montag (29. 12.). Zu hören sind Berliner Musiker, unter anderem der – ebenfalls auf dem Label vertretene – Saxofonist Gebhard Ullmann oder der Pianist Achim Kaufmann und russische Jazzer wie der Saxofonist Alexey Kruglov, der auf der Bühne mit seinen „westlichen“ Kollegen in einen Dialog treten wird. Leo Feigin wird persönlich zugegen sein (Rosenthaler Str. 13, 21 Uhr, 14/12 €).

Das Jahr 2014 ist dann ja auch schon bald rum, und was eignet sich besser zum musikalischen Beschluss als ein konzertanter Exorzismus all der schlechten Dinge, die es gebracht hat? Zu diesem Behuf empfiehlt sich am Dienstag, dem Silvestervorabend (30. 12.), der Besuch des Megabobo X-Mas-Rave, den das neonpositive Hamburger Kunstkollektiv HGich.T im Lido abhält. Die Diddelmaus Ballerina ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit von der Partie (Cuvrystr. 7, 21 Uhr, VVK 13 €/AK 16 €).

Wenn die Jahresendaustreibung dann einigermaßen glimpflich überstanden sein sollte, kann das neue Annum dafür umso gelöster beginnen. Am Donnerstag, dem Neujahrstag, begrüßt der Rias-Kammerchor, unterstützt von der Akademie für Alte Musik Berlin, die ersten Stunden von 2015 mit Werken von J. S. Bach, Händel und Jan Dismas Zelenka. Noch gibt es Karten zu kaufen (Herbert-v.-Karajan-Str. 1, 20 Uhr, 20–50 €).